Begeisterung war Gustavo Dudamel und dem Los Angeles Philharmonic gewiss, als sie im Februar 2020 die meisterhaften letzten drei Symphonien von Antonín Dvořák auf die Bühne brachten. »Eine Offenbarung«, konstatierte die Los Angeles Times. Die Darbietungen in der Walt Disney Concert Hall wurden von Deutsche Grammophon live mitgeschnitten. Am 29. Juli 2022 bringt das Label sie nun digital und im immersiven Soundformat Dolby Atmos® heraus. Antonín Dvořák: Symphonies Nos. 7 – 9 folgt auf die GRAMMY®-gekrönte Veröffentlichung von Mahlers Symphonie Nr. 8. Einmal mehr beweist Dudamel im symphonischen Repertoire Geist und Ausdruckskraft.
Dudamel weicht nicht zurück vor den stürmischen Emotionen, die sich in den einzelnen Werken auftun. Er taucht in ihre oft düstere Innenwelt ein, kappt jedoch nicht die spirituelle Verbindung zur tschechischen Heimat von Dvořáks Musik und lässt auch nicht die musikalischen Überlegungen außer Acht, die den Komponisten während seiner Zeit als Direktor des National Conservatory of Music of America in New York City bewegten.
»Die Arbeit mit meinem Orchester an den späten Symphonien von Dvořák war eine einmalige und bewegende Erfahrung und die Mitschnitte sind eine wichtige Ergänzung unseres stetig wachsenden Katalogs«, sagt er. »Ich bin Deutsche Grammophon dankbar für ihren Enthusiasmus und ihre Sensibilität bei den Aufnahmen und auch für die Möglichkeit, die Musik, die wir in Los Angeles machen, mit der ganzen Welt zu teilen.«
Das Urteil des angesehenen LA-Times-Kritikers Mark Swed ist eindeutig: »Aufführungen wie diese hört man nicht alle Tage.« Dass Dudamel den späten Dvořák und die vier Symphonien von Charles Ives zusammen aufs Programm setzte, überzeugt ihn. Die Konzertreihe, so seine Meinung, »könnte zum Markstein werden … nicht nur für den Dirigenten, sondern auch für ein bemerkenswert herausragendes Orchester.« Bachtrack ergänzt, Dirigent und Orchester erfassten durch Präzision und Schönheit das grundlegende Gefühl »inneren Aufruhrs« in der Musik von Dvořák: »Scharf konturierte Rhythmen kennzeichneten die Bewegung, die die eleganten Melodien des Komponisten in die Höhe trug. Und Dudamel wachte darüber mit leichter Hand.«
Dvořák machte sich einen Namen mit Musik, in der sich das erstarkende Nationalbewusstsein der Tschechen spiegelt. Zu internationaler Anerkennung fand er in den späten 1870er- und 1880er-Jahren mit Werken wie den Slawischen Tänzen und seinem Violinkonzert. Seine Siebte Symphonie komponierte er 1885 für die Philharmonic Society in London. Nachdem er den ersten Satz zu Papier gebracht hatte, schrieb er an einen Freund: »… ich habe keinen Gedanken für etwas anderes als meine Arbeit, die die Welt bewegen muss – nun, gebe Gott, dass es so sein wird.«
Es war so. Und nicht anders bei der Symphonie Nr. 8, die 1890 in Prag uraufgeführt wurde. Das Werk wird von erhebenden Melodien getragen und von der Lebendigkeit böhmischer Tanzrhythmen.
Dvořák vollendete »Aus der Neuen Welt«, seine Neunte und letzte Symphonie, im Mai 1893. Ihre markanten melodischen Themen verarbeiten seine Eindrücke von Nordamerika und sind eine fantasievolle Ausdeutung der dortigen Musik. Das epische Gedicht Das Lied von Hiawatha von Henry Wadsworth Longfellow trug ebenso zur romantischen Färbung der »amerikanischen« Symphonie bei wie die Sehnsucht des Komponisten nach Familie und Freunden in Prag.
Im März 2021 gewannen Gustavo Dudamel und das Los Angeles Philharmonic einen GRAMMY® Award in der Kategorie Best Orchestral Performance mit Charles Ives – Complete Symphonies. Die Interpretationen der vier Symphonien von Ives, die während derselben Konzertreihe wie die Dvořák-Symphonien mitgeschnitten wurden und im Januar 2021 weltweit erschienen, nannte der britische Guardian in seiner Fünf-Sterne-Rezension schlichtweg »eine grandiose Leistung«.