Sie hat alles erreicht, was man als Opernsängerin erreichen kann: internationalen Ruhm, großartige Kritiken der Fachwelt und uneingeschränkte Bewunderung der Kollegen. Ihre Souveränität auf der Bühne ist legendär. Gundula Janowitz verkörperte ihre Rollen mit so viel Geschick, dass man ihr jede Regung abnahm. Unübertroffen: ihre Rosalinde aus der Fledermaus von Johann Strauss. Der kokette Charme, mit dem sie an der Seite von Eberhard Wächter (Eisenstein) “Dieser Anstand, so manierlich” singt, ist zeitlos hinreißend.
Bei allem Einfühlungsvermögen und Leidenschaft hat sich Gundula Janowitz jedoch stets ein Moment von nobler Distanz bewahrt. Das gilt sowohl für ihr Leben auf- wie neben der Bühne. Gundula Janowitz bliebt und bleibt – eine bei Weltstars ihres Formats eher selten anzutreffende Fähigkeit – fähig zur Selbstkritik. Nicht zuletzt darin liegt wohl das Geheimnis ihres außergewöhnlichen Charismas begründet: ein maßvolles Auftreten, beeindruckende Strenge, die doch nie kühl oder gar abweisend wirkt.
Abschied von den Bühnen der Welt nahm die österreichische Opern-, Oratorien- und Konzertsängerin im Jahre 1990. Zu erleben ist sie jedoch bis heute in ihren großartigen Aufnahmen. Zum 80. Geburtstag hat Deutsche Grammophon ihr eine edle Jubiläumsedition gewidmet. Hier kann man das reichhaltige Schaffen der lyrischen Sopranistin Schritt für Schritt nachvollziehen. Ob Opernarie, romantisches Kunstlied oder Operette: Die “Herrin der Goldtöne” (Wilhelm Sinkovicz) bietet stets Gesangskunst von einem anderen Stern: magisch, soghaft.
Anlässlich des 80. Geburtstags von Gundula Janowitz widmet ihr Deutschlandfunk die Sendung der Reihe “Historische Aufnahmen” am 3. August um 22:05. Am 5. August wird die Sopranistin ab 13:05 außerdem Thema in der BR-Klassik-Sendung “Cantabile”.