Gioacchino Rossini nützte die Gunst der Stunde und schrieb Opern nahezu am Fließband. Denn nachdem im Anschluss an die Wirren der Revolutionsjahre wieder aristokratische Ruhe in Europa eingekehrt war, brauchte das Publikum Zerstreuung. Rossini hatte als 18-Jähriger mit der Aufführungen seiner zweiten Oper La Cambiale di Matrimonio (1810) debütiert, kurz darauf mit Tancred (1813) und L’Italiana In Algeri (1813) große Erfolge gefeiert und galt seitdem als wichtigster lebender Komponist für das mit dem Erstarken des Bürgertums florierende Musiktheater. Er war ein Workaholic, dem über Jahre hinweg die Ideen nicht auszugehen schienen und so schrieb er bis Guillaume Tell (1829) immerhin 34 italienische und 5 französische Opern, ein imposantes Oeuvre der italienischen Bühnenmusik im 19. Jahrhundert.
Ein bürgerliches Märchen
La Cenerentola ossia la Bonta in Trionfo (Aschenputtel oder der Triumph der Herzensgüte) entstand im Auftrag des Intendanten des Teatro Valle. Die turbulenten Verhältnisse der Uraufführung am 25. Januar 1817, mitten während der Karnevalszeit, die im sittenstrengen Rom ausgiebig als Trieb- und Gefühlsventil genossen wurde, täuschen allerdings ein wenig über die spätere Rezeption des Werkes hinweg. Nach der Feuerprobe landete die Geschichte vom sittenstarken Mädchen, das seinen Prinzen bekam, auf den Spielplänen anderer Opernhäuser, zuerst in Rom selbst, dann in anderen italienischen Großstädten, schließlich auch in London und 1826 in New York. Und doch hatte La Cenerentola es schwer, denn sowohl Thema als auch Stimmfächer wie der Koloraturalts kamen aus der Mode, bis in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert der ganze Belcanto wiederentdeckt wurde.
Eine Traumrolle
Für eine Sängerin wie die lettische Mezzosopranistin Elina Garanca scheint diese Oper wie geschaffen zu sein. Denn die Rolle der Angiolina erfordert nicht nur vokale Kunst, sondern auch schauspielerische Raffinesse, um der Mischung aus Naivität, Sittenstrenge und Leidenschaft auch eine Prise Witz abzugewinnen. Garanca jedenfalls meisterte diese Voraussetzungen mit Bravour und das Ensemble wie auch das Orchester des Metropolitan Opera House unter der Leitung von Maurizio Benini trugen ihren wichtigen Teil dazu bei, dass die im Stil der Hauses moderat modern inszenierte Aufführung ein umjubelter Erfolg wurde. Da das Team der Met bereits bei der Aufzeichnung darauf achtete, Ton und Bild in bester HD-Qualität zu archivieren, konnte nun im Anschluss an die DVD-Ausgabe auch eine BluRay gemastert werden, die den höchsten Wiedergabe-Standards entspricht. Gerade richtig also, um ein Schmuckstück wie La Cenerentola mit Elina Garanca zu präsentieren.