Während viele Mitbürger am Sonntag, den 22. Mai den Tag unter der gleißenden Sonne im Freien verbrachten und weite Teile der Berliner Innenstadt durch die knapp 15.000 Teilnehmer des Fahrrad-Marathons gesperrt waren, fand im großen Saal der Philharmonie ein besonderes Konzert mit besonderer Besetzung statt: Daniel Barenboim und das von ihm mitbegründete West-Eastern Divan Orchestra gastierten auf Einladung der Berliner Philharmoniker mit einem Benefizkonzert für Bildungsprojekte in Israel und Palästina. Auf dem Programm standen Alban Bergs „Kammerkonzert für Klavier und Violine mit 13 Bläsern“ und Ludwig van Beethovens 3. Symphonie „Eroica“.
Die Solisten Michael Barenboim (Violine, und Sohn des Dirigenten) und Karim Said (Klavier, und Verwandter von Edward Said), meisterten die anspruchvollen Partien souverän. Das Werk Alban Bergs aus dem Jahre 1924 ist gerade im Zusammenspiel der Bläser mit der Violine und dem Klavier nicht zu unterschätzen. Auch für die Zuhörer bedeutet das zerklüftete Stück mit seinen vielen Einwürfen und atonalen Motiven eine kleine Herausforderung. Unter der Ägide Barenboims glänzten die Holz- und Blechbläser mit sicherer Technik und gefühlvollen Phrasierungen.
Das Publikum, durch den Berg gefordert und aufgewühlt, wurde nach der Pause für seine Konzentration belohnt. Beethovens freiheitlich-aufklärerische „Eroica“ in ungewöhnlich großer Orchesterbesetzung wurde zur musikalischen Feierstunde. Standing Ovations und Jubel für das großartig aufspielende Orchester, Daniel Barenboim und das länderübergreifende, grenzüberschreitende Engagement aller Beteiligten.
Vor lauter Applaus hätten Barenboim und die Musiker beinahe den zu ihren Ehren gegebenen Empfang verpasst. Universal Music und das West-Eastern Divan Orchestra hatten eingeladen, um das am 20. Mai erschienene Debütalbum auf DECCA „Tschaikowsky & Schoenberg“ zu feiern. Daniel Barenboim, der nach einer kurzen Ansprache ans Orchester in Gegenwart des israelischen Botschafters in Deutschland Yoram Ben-Zeev und des palästinensischen Generaldelegierten Saleh Abdel Shafi im Backstage-Bereich und nach einem freundlichen Willkommen des Decca Geschäftsführers Paul Moseley das Mikrophon ergriff, sprach über die für ihn so wichtige Arbeit mit dem Orchester und ihren gemeinsamen Plänen für die Zukunft. Am 21. August spielt das Divan Orchestra unter Barenboim Beethovens 8. und 9. Symphonie in der Berliner Waldbühne. Beethoven wird die musikalische Arbeit des Orchesters auch darüber hinaus prägen: Vom 23.−28. August spielt das Orchester unter Barenboim in der Kölner Philharmonie alle Beethoven Symphonien. Die Mitschnitte der Konzerte erscheinen dann zu Ostern 2012 als vollständiger Beethoven Zyklus auf CD.
Nach dem Ende ihrer Europatournee fuhren die Musiker des West-Eastern Divan Orchestras erst einmal erschöpft und glücklich nach Hause. Im August werden sie bereits wieder in Berlin erwartet.