Der schwedische König war begeistert. Bei einer Gala zu seinen Ehren anno 1988 hatte er Ben Heppner mit dessen US-Debüt auf der Bühne erlebt. Bereits ein Jahr später sang der Tenor aus dem Ensemble der Canadian Opera Company den “Lohengrin” an der Königlichen Oper in Stockholm. Es war der Start einer Karriere, die Heppner zum charmanten Star seines Fachs werden ließ.
Für Ben Heppner war es eine Herausforderung: “Eine Arienplatte ist etwas ganz anderes als eine Operngesamtaufnahme. In einer solchen Zusammenstellung kann sich der Sänger die Rosinen aus den jeweiligen Rollen herauspicken, um sie bestmöglich zur Geltung zu bringen. Alles ist sehr komprimiert. Von den hier vertretenen Opern habe ich bislang nur ?Die Trojaner' vollständig gesungen und auch das erst vor einem Jahr. Es gab für mich deshalb vieles neu zu entdecken, und die Auswahl der Stücke hat mir viel Vergnügen bereitet”. Und auch manches Kopfzerbrechen. Heppner wollte eine Hommage an die Glanzzeit der Pariser Oper gestalten und stand bald vor dem Problem, mehr weglassen zu müssen als aufzunehmen zu können. Es studierte die Spielpläne des 19.Jahrhunderts und sortierte die in Frage kommenden Arien nach dramaturgischen Gesichtspunkten wie Spannungsbogen und Abwechslung. So kam er schließlich auf ein Konzentrat von rund zweieinhalb Stunden Musik, das immer noch mehr als doppelt soviel Material war, als sich letztendlich verwirklichen ließ.
Heppner rang mit sich, kürzte noch einmal und hatte schließlich ein Programm vor sich, dass ebenso repräsentativ wie individuell dem Anspruch eines Arienalbums gerecht wurde: “Ich wollte ja nicht einfach eine ‘Hitparade’ der französischen Oper aufnehmen, sondern Arien bringen, die zwar nicht bekannt sind, aber mir sehr gut liegen. Anfangs wollte ich mich auf Berlioz, Massenet und Meyerbeer beschränken, aber am Ende nahm ich noch eine Arie aus ‘Die Jüdin’ hinzu, weil sie so gut zu der übrigen Musik passt und weil sie das einzige Stück von Halévy ist, bei dem ich mir vorstellen konnte, es zu singen”. Im vergangenen Sommer ging Heppner dann zusammen mit dem Dirigenten Myung-Whun Chung in Klausur und nahm zusammen in der All Saints' Church mit dem London Symphony Orchestra seine “Airs Français” auf. Zärtliche Weisen wie Berlioz' “Merci, doux crépuscule!” aus “La Damnation de Faust” waren dabei, aber auch kräftiger Pathos wie in der ebenfalls von Berlioz bearbeiteten Version der “Marseillaise”.
Und die Auswahl der Melodien stellte sich als raffiniert durchdacht heraus. Denn trotz der sehr unterschiedlichen Inhalte und Stilformen der Arien bleibt die Spannung beim Zuhören bis zum letzten Ton erhalten. So ist Heppners erstes Solo-Album für die Grammophon nicht nur ein aufregender Streifzug durch die Klangwelt einer schillernden Operära, sondern zugleich eine künstlerische Visitenkarte eines dramatischen Tenors, der trotz aller bisherigen Erfolge von Mailand bis Seattle eben erst anfängt, seine interpretatorische Vielfalt dem Publikum zu präsentieren.