Vor genau einer Woche trafen sich Verdi-Afficionados und Netrebko-Fans gleichermassen in der Felsenreitschule zur glanzvollen Festspielpremiere von Giuseppe Verdis früher Oper „Giovanna d’Arco“ in Traumbesetzung: Anna Netrebko, Plácido Domingo und Francesco Meli in den Hauptpartien! Festspielintendant Alexander Pereira hatte dem Superstar den Vorschlag gemacht, diese Oper aus Anlass des diesjährigen 200. Verdi-Jubiläums konzertant aufs Programm zu setzen und Anna Netrebko hatte sich dieser Herausforderung mit Begeisterung und musikalischer Neugier gestellt. Markiert diese Partie doch jenen vielbeschworenen Repertoirewandel der Sängerin, welcher aus der lyrischen Sopranistin mittlerweile eine Sopranistin auf dem Weg ins dramatische Fach gemacht hat. Dort ist sie mittlerweile angekommen, wie ihr überzeugender und gefeierter Auftritt als Giovanna d’Arco in Salzburg ebenso wie ihr jüngst erschienenes Deutsche Grammophon-Album „VERDI“ bestätigt haben. Ich werde keinen Mozart mehr singen, auch wenn ich Mozart nach wie vor liebe.“, sagte Anna Netrebko beim Album-Launch in Salzburg. „Meine neuen Rollen werden Puccinis Manon, Gounods Marguerite, Wagners Elsa und eben viel Verdi sein: die Leonore aus „Il trovatore“ im November in Berlin, Lady Macbeth 2014 bei den Münchener Opernfestspielen, vielleicht auch die Elena aus den „Vespri siciliani“. Nun stand aber erst einmal Verdis Version der Heiligen Johanna von Orleans auf dem Programm.
Die Welt attestierte ihrer Salzburger Giovanna „…geläufige Koloratur und Attacke, lyrische Bögen, aber auch dramatischen Biss, vor allem aber fein ziseliert glaubenskeusche Piani…im Übermaß“. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schwärmte: „Kantable Linien blühen wunderbar auf, dramatische Affekte werden mit bemerkenswerter vokaler Energie herausgeschleudert, wobei die gesangliche Kontur immer beachtet bleibt. Das Opern-Singen der Netrebko zeichnet sich unverändert durch außergewöhnliche stimmliche Präsenz aus“. In Die Presse rühmte man: „Netrebkos Stimmbeherrschung ist atemberaubend. Sie hat weiter ihre Fähigkeit zur Attacke aus dem Nichts, gleichzeitig wird ihr Sopran immer voller, was das Farbspektrum aus Schönste erweitert. Treffsichere Sprünge in jede Höhe, aber auch nach unten und gleichzeitig ins Piano, ihrer flexiblen Stimme steht alles mit Leichtigkeit zu Gebote.“
So triumphierte La Netrebko einmal mehr an jenem Ort, an dem ihre Karriere vor elf Jahren zu diesem einmaligen Höhenflug ansetzte, der aus Anna Netrebko schließlich die Sopranistin des 21. Jahrhunderts werden ließ – jene Ikone der Klassik, welche ein Millionenpublikum kennt, liebt und verehrt. Am Ende der eindrucksvollen Premiere von „Giovanna d’Arco“ feierte ein begeistertes Salzburger Publikum Anna Netrebko für ihre berührende Darstellung mit nicht enden wollendem Applaus und standing ovations. Die Netrebko aber, immerhin Titelheldin der Aufführung, ließ beim Schlußapplaus dem großen Nestor der Oper, Tenorkollegen Plácido Domingo den Vortritt bei den Solo-Vorhängen: was einmal mehr ihre ganze Größe als Mensch und Künstlerin zeigte!
Auf ihrem brandneuen Album VERDI aber kann man sich einen akustischen Eindruck von dieser Giovanna d’Arco machen: neben Leonora, Elena, Lady Macbeth und Elisabetta singt sie dort die Szene und Arie „Qui!Qui, dove più s’apre… O fatidica foresta“ – einer der mit viel Applaus bedachten Höhepunkte in der konzertanten Salzburger Aufführung dieser „Giovanna d’Arco“.