Richard Strauss war ein ungemein vielseitiger Komponist. Er hat sinfonische Werke geschaffen, Konzerte für Soloinstrumente, Kammermusik, Opern, Lieder und vieles andere. Mit seinen Opern ist er in Europa berühmt geworden. Der “Rosenkavalier” ist vielleicht sein bekanntestes Werk. Aber auch seine Tondichtungen waren bereits früh schon von Erfolg gekrönt. Es sprach sich schnell herum, dass hier ein Mann am Werke ist, der einen neuen Ton anschlägt. Einerseits klang das romantisch und stark von Richard Wagner geprägt. Andererseits war diese Musik aber auch von einer gewissen Strenge und Kühle beherrscht. Hinzu kam, dass Strauss die tonale Musik bis an ihre Grenzen ausreizte und in seiner frühen Schaffensperiode als Avantgardist galt. In diesem Künstler war von Beginn an viel Spannung und Energie, die nach Ausdruck und Entladung verlangten. Und so entstand dieses Mammutwerk, in dem man als Laie allerdings leicht die Orientierung verliert.
Da ist es gut, dass Deutsche Grammophon mit dem MP3-Album “30 Meisterwerke von Richard Strauss” eine Auswahl getroffen hat, die einen guten Überblick über die wichtigsten Werke des Komponisten bietet. Für den Laien ist dies besonders reizvoll. Aber auch für Strauss-Kenner bietet die Edition echte Highlights.
Die Auswahl beginnt mit einer Einspielung des bedeutenden Dirigenten und Vorreiters der zeitgenössischen Musik Pierre Boulez. Der rebellische Franzose, der sich als Komponist mit revolutionärer Begeisterung für die serielle Musik einsetzte, ist vom musikalischen Rang her eine Art Beethoven der Gegenwart. In 100 oder 200 Jahren wird man seinen Namen vielleicht in ähnlicher Weise im Munde führen, wie wir dies tun, wenn wir von Beethoven oder Brahms sprechen.
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Als Dirigent hat Boulez, der als Komponist eher sparsam mit Emotionen umgeht, eine überraschende Verbindung zu gefühlsgeladener Musik. Er hat betörende Einspielungen von Gustav Mahlers Sinfonien vorgelegt, und mit “Also sprach Zarathustra” widmet er sich in “30 Meisterwerke von Richard Strauss” einer Tondichtung, die alle Höhen und Tiefen der menschlichen Seele durchschreitet.
Das energische Aufspielen des Chicago Symphony Orchestra besticht unter der Leitung von Pierre Boulez durch ungewöhnliche Detailfreude. Dabei bleibt das überwältigende Pathos von “Also sprach Zarathustra” aber keineswegs auf der Strecke. Boulez nimmt das Orchester mit auf die Wanderung des heroischen Sinnsuchers, der auf seinem Weg Kräftigung erfährt, stets aber auch von zärtlichen Regungen heimgesucht wird. Vor allem sehnt sich Zarathustra, wie Friedrich Nietzsche ihn in seinem Buch “Also sprach Zarathustra” porträtiert, nach Wahrhaftigkeit, und das ist genau die Sehnsucht, der auch Pierre Boulez huldigt.
Mit dem kompletten zweiten Hornkonzert, interpretiert von dem renommierten Hornisten Ronald Janezic und den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von André Previn, findet man eine weitere schimmernde Perle in dieser Auswahl. Strauss zeigt sich hier ganz von seiner poetischen Seite. Lange Linien, verträumte Sequenzen und eine Atmosphäre der inneren Zufriedenheit dominieren diese Komposition, die von vielen klassischen Arbeiten des Meisters wie “Till Eulenspiegels lustige Streiche”, “Don Juan”, “Tod und Verklärung”, der “Sinfonia Domestica” und Teilen der “Alpensinfonie” eingerahmt wird.
Dass in diesen großen Fundus noch die berühmten “Vier letzten Lieder”, etliche andere Lieder sowie die Walzerfolge aus dem “Rosenkavalier” und Salomes “Tanz der sieben Schleier” aus der Oper “Salome” eingefügt worden sind, vervollständigt das MP3-Album zu einem repräsentativen Ausschnitt des Gesamtwerkes von Richard Strauss. Rein quantitativ sind das übrigens nicht weniger als 3:25 Stunden Musik!
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