Der französische Komponist Jules Massenet zählt längst zu den führenden Repräsentanten der spätromantischen Epoche und seine Opern sind bis heute Publikumsmagneten auf den großen Bühnen.
Von Wagner bis Debussy
Der Prix de Rome war eine Art Ritterschlag für Komponisten. Jules Massenet gewann ihn 1863 und für den Aufsteiger aus der französischen Provinz war es eine wichtige Chance, den Fuß in die Tür des musikalischen Geschäfts zu bekommen. Damals war er 21 Jahre alt, hatte bereits bei Ambroise Thomas in Paris studiert und war fasziniert von der Bühnenkunst der Oper, die im 19.Jahrhundert als Königsdisziplin des Musikalischen galt.
Massenet lernte Franz Liszt kennen, ließ sich von dessen Programmmusik vereinnahmen, war ein großer Bewunderer von Richard Wagner als Gestalter großer Formen, vom italienischen Verismo und dessen zeitbezogenen Themenfeldern und später auch von Claude Debussy als Meister der Klangfarbgebung. Und so entstanden neben Kammermusik, Klavierwerken, Oratorien und Liedern über 20 Opern wie „Werther“ (1892) und „Thais“ (1894), die ihn zu einem der beliebtesten Bühnenkomponisten des französischen Fin-de-Siècle werden ließen.
Die Massenet-Edition
Die Begeisterung für die Musik von Jules Massenet ist bis heute ungebrochen. Das kann man nicht nur an den Spielplänen großer Opernhäuser ablesen, sondern auch an den Stars, die sich seiner Stücke als Interpreten annehmen. Die Werk-Edition, die nun aus Anlass des 100.Todestages des Komponisten erscheint, kann daher auf Koryphäen von Renée Fleming und Dame Joan Sutherland über Beverly Sills und Roberto Alagna bis zur Thomas Hampson und José Carreras zurückgreifen, die die 23CD-Box mit ihrem Können veredeln.
Von „Thais“ bis zum „Jongleur“
Auf dem Programm der Edition stehen dabei berühmte Opern wie „Thais“, „Werther“, „Don Quichotte“ und „Manon“ ebenso wie weniger bekannte Meisterstücke wie „Le Roi de Lahore“ oder „Le Jongleur de Notre-Dame“. Darüber hinaus versammelt die Edition Ballettmusikern und Lieder, Orchestermusiken und musikalische Szenen unter einen Dach. Lieder-Texte, Libretti und Übersetzungen sind auf einer eigenen CD-ROM zusammengefasst und das 140 Seiten starke Booklet kommentiert opulent und vielfarbig Leben und Werk des Komponisten. Ein Schmuckstück also zu dem Jubiläum, das kaum noch Wünsche in Sachen Massenet offen lässt.
„Meditation“ als Einstieg
Das wohl bekannteste Stück von Jules Massenet ist die „Méditation“ aus „Thais“. Sie gehört natürlich auch zum Programm der gleichnamigen Compilation, die neben der Edition als Einstieg in das Werk des spätromantischen Franzosen einige seiner schönsten Melodien zusammenfasst. Als Interpreten sind unter anderem Luciano Pavarotti, Dame Joan Sutherland, Jonas Kaufmann, Renée Fleming, Joseph Calleja, Angela Gheorghiu und Marilyn Horne mit von der Partie. Ein Juwel der musikalischen Schönheit, kompakt, brillant und bewegend.