Sibelius wurde im gleichen Jahrzehnt wie Puccini, Mahler, Debussy, Richard Strauss, Skriabin, Rachmaninoff und Schönberg geboren, zu einer Zeit, als seine Heimat Finnland politisch von Russland und kulturell von Schweden beherrscht wurde. Dennoch ist er eine Ausnahmeerscheinung unter diesen Komponisten geblieben: Während sein Frühwerk deutlich von der deutschen und der russischen Schule – insbesondere von Brahms und Tschaikowsky – beeinflusst wurde, lässt sich die Tonsprache seiner reifen Kompositionen nicht mehr einordnen. Sibelius' Ruhm beruht hauptsächlich auf seinen überaus originellen Orchesterwerken: Seine sieben Symphonien und zahlreichen Tondichtungen wie auch das Violinkonzert und die Karelia-Suite gingen sämtlich in das internationale symphonische Repertoire ein. Der Komponist war so selbstkritisch, dass er seine voller Spannung erwartete, Ende der 20er Jahre begonnene Achte Symphonie eigenhändig vernichtete; bereits 30 Jahre vor seinem Tod hörte er praktisch auf zu komponieren.