Der Erfolg seiner Oper Faust machte Charles Gounod 1859 praktisch über Nacht zum berühmtesten Komponisten Frankreichs. 1839 hatte er den Prix de Rome des Pariser Conservatoire gewonnen, und bei seinem anschließenden Italienaufenthalt zeigte er sich tief beeindruckt von der Vokalpolyphonie des 16. Jahrhunderts und vor allem von den Werken Palestrinas, die er in der Sixtinischen Kapelle kennen lernte. Daneben befasste er sich in Rom mit deutscher Musik und Literatur (u.a. mit Goethes Schriften, aus denen er den Stoff für sein berühmtestes Werk beziehen sollte), die ihm von Mendelssohns Schwester Fanny nahe gebracht wurden. Ein Jahr in Wien (1842/43) ermöglichte ihm, diese Studien noch zu vertiefen, bevor er nach Paris zurückkehrte. Er studierte Theologie (“Ich hatte den unbestimmten Wunsch, Geistlicher zu werden”, lautete sein schwacher Erklärungsversuch), wurde aber nie zum Priester geweiht; neben seinen Opern komponierte er allerdings auch zahlreiche geistliche Werke. Gounods Musik zeichnet sich durch eingängige Melodien aus, die jedoch leicht ins Süßliche tendieren, vor allem in seinen späten Chorwerken. Neben Faust stellen Roméo et Juliette und Mireille seine wohl gelungensten Opern dar.