Eigentlich müsste man sich noch keine Gedanken über das Wagner-Jahr machen. Schließlich stehen erst 2013 die verschiedenen Jubiläen zum 200.Geburtstag des spätromantischen Komponisten an. Trotzdem beginnen die aktiven Fans des Meisters bereits, sich zu organisieren. In Tel Aviv beispielsweise hat der Rechtsanwalt und Musikfan Jonathan Livny Mitte November die erste Richard-Wagner-Gesellschaft Israels gegründet.
Damit knüpft er an eine Diskussion an, in die sich auch Daniel Barenboim eingeschaltet hatte, der sich dafür aussprach, Wagner in Israel zu dirigieren – bislang ein No-Go. Die Gründe für diese Öffnung der inhaltlichen Auseinandersetzung sind durchaus pragmatisch. Livny argumentierte unter anderem damit, nicht mehr um die halbe Welt reisen zu müssen, um eine Wagner-Oper sehen zu können, und trifft damit wohl auch die Meinung anderer Musikfans in seiner Heimat.
Ebenfalls im Vorfeld des Wagner-Jahres hat nun auch die Geburtsstadt des Komponisten die Initiative ergriffen. Denn der 1983 gegründete Richard-Wagner-Verband Leipzig e. V. hat eine Richard-Wagner-Stiftung gegründet, die am vergangenen Freitag durch die Überreichung der Anerkennungsurkunde durch die Landesverwaltung offiziell wurde. Zu den Mitbegründern dieser Stiftung gehören neben Institutionen wie der Stadt- und Kreissparkasse Leipzig auch Persönlichkeiten wie die Urenkelin des Komponisten Nike Wagner.
Vorrangiges Ziel der Stiftung ist die Schaffung einer Gedenkstätte bis zu Wagners 200 Geburtstag in unmittelbarer Nähe des Geburtshauses des Komponisten. Außerdem will man beispielsweise durch die Vergabe von Stipendien und die Stiftung von Preisen den Nachwuchs fördern. Nicht zuletzt, wenn auch nicht direkt so ausgesprochen, will die Stiftung aber auch verhindern, dass die Deutungshoheit des Lebenswerkes von Richard Wagner sich allzu stark in Bayreuth bündelt. Und über ein paar Musiktouristen freut Leipzig sich auch. Das Vorglühen zum Wagner-Jahr also hat begonnen und ein bisschen Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft.