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Arnold Schoenberg
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Was ist das eigentlich ... Zwölftontechnik?

Arnold Schönberg
01.08.2001

Alle Töne sind gleichberechtigt, forderte Arnold Schönberg und brachte die Revolution in die Musik.

Warum klingt Alte Musik alt? Das liegt zuerst natürlich an den Instrumenten: Zinken und Krummhörner sind nach der Renaissance doch ein wenig aus der Mode gekommen. Doch gibt es einen weiteren Grund, den man eher hören, als beschreiben kann. Bis zum 18. Jahrhundert waren nämlich meistenteils andere Tonarten in Gebrauch als später in Klassik und Romantik die Kirchentonarten, die, wenn man es ganz einfach sagen will, nur die weißen Tasten des Klaviers benutzen. Aus ihnen hat sich etwa ab 1650 unser heutiges System von Dur und Moll entwickelt. Alles davor klingt “irgendwie anders”, interessant, aber fremd.

 

Warum klingt Neue Musik neu? Das liegt an einer anderen Erfindung, die genauso wichtig war wie die von Moll und Dur: die Erfindung der Atonalität. Am Ende des 19. Jahrhunderts suchten Komponisten immer waghalsigere Akkordverbindungen. Enorm komplizierte Tonfolgen sorgten dafür, dass die Tonart eines solchen Stücks immer schwerer festzustellen war. Wer kann schon hören, dass eine Orgelfantasie von Max Reger tatsächlich in d-moll steht? Das steht zwar noch auf dem Papier, doch ist es kaum noch wahrzunehmen. Auch Arnold Schönberg hat zunächst so komponiert. Doch in seinen Klavierstücken op. 11 ging er den entscheidenden Schritt weiter. Er befreite die Regeln des Zusammenklangs (die “Harmonik”) endgültig aus dem Korsett des Dur-Moll-Systems. Doch wenn diese Regeln nicht mehr den Kontrast zwischen traurigem Moll und heiterem Dur bewirken, wie sollte man verhindern, dass Musik in einem grauen Einheitsbrei versinkt? Neue Regeln mussten her. Und wieder war es Schönberg, der die rettende Idee hatte. Er nannte sie “Komposition mit zwölf aufeinanderbezogenen Tönen”.

 

Grundlage jedes Zwölftonstücks ist eine Reihe, die alle schwarzen und weißen Tasten einer Oktave auf dem Klavier umfasst. Diese Reihe muss einmal vollständig erklungen sein, bevor ein Ton aus ihr wiederholt werden darf. Die Wiederkehr des immer gleichen Musters von Tonabständen garantiert Ordnung. Die Gleichberechtigung aller Töne verhindert, dass Erinnerungen an die überwundene Tonalität geweckt werden. Hierin liegt auch der Unterschied zu den Zwölftonexerzitien des Schönberg-Zeitgenossen Joseph Matthias Hauer. Seine etwa zur gleichen Zeit wie Schönbergs Versuche stattfindenden Experimente mit Zwölftonmustern (so genannten Tropen) blieben musikhistorisch folgenlos, klingen heute harmlos. Schönbergs Regeln haben dagegen immerhin 50 Jahre ihre Sprengkraft behalten. Doch Musik entwickelt sich immer weiter: Gerade der kalkulierte Verstoß gegen Schönbergs Anweisungen gehört in der Avantgarde inzwischen zum guten Ton. Komponisten wie Hans Werner Henze oder Wolfgang Rihm bauen in atonale Konstruktionen Erinnerungen an die tonale Vergangenheit ein. Die Freiheit, die Schönberg der Musik mit seiner Erfindung geschenkt hat, können die Komponisten dennoch nicht mehr vergessen.

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