Im vergangenen November veröffentlichten der Komponist, Dirigent und Produzent Viktor Orri Árnason und die Sopranistin und bildende Künstlerin Álfheiður Erla Guðmundsdóttir Poems, ihr Debüt. In der Auseinandersetzung mit ihrem kulturellen Erbe hatten sie zehn Stücke geschaffen, in denen sie die Lyrik isländischer Dichter:innen aus Vergangenheit und Gegenwart vertonten, darunter auch eigene Texte.
»… im Erleben von Poems wähnt man sich in einer gewaltigen Kathedrale ohne Zierrat. Nichts ist forciert, alles genau getaktet … Es ist dieser unbedingte Minimalismus, durch den die Ruhe zur Reflexion entsteht und der es erlaubt, sich der emotionalen Intensität dieses Albums zu öffnen« (Louder Than War)
Nun sind die beiden Künstler:innen ins Studio zurückgekehrt, um fünf dieser Stücke für Klavier solo zu bearbeiten. Die rein instrumentale Musik ist ab dem 12. April auf Piano Poems zu hören. »Jedes Stück erkundet Themen, die oft im Verborgenen in uns schlummern«, sagen Árnason und Guðmundsdóttir, »das Wechselspiel von Licht und Schatten, das Greifbare, das auf das Ephemere trifft, und jene Momente der Einsamkeit, die in uns selbst von einer tieferen Verbundenheit zeugen.« Zwei Singles erscheinen vorab: »Words and Dreams« am Weltschlaftag, dem 15. März, »Darkness of the Night« am Weltklaviertag, dem 28. März.
Auch »Being«, »To the Goddess of Poetry« und »The Body« sind auf Piano Poems als Klavierfassung eingespielt, entstanden ist ein evokatives Ganzes, dessen abstrakte Melodien und zarte Akkorde ein reiches Klanggewebe aus Ton und Stille formen. Wie schon Poems zuvor eröffnet auch diese Aufnahme einen Raum zur Reflexion. Gedanken, Träume und das Sein an sich dürfen darin durch die universelle Sprache der Musik zum Ausdruck kommen. »Es ist eine Einladung, jenen Facetten unserer Existenz nachzugehen, die sich nicht in Worte fassen lassen«, sagt Árnason. »Ein kleines Angebot an das unermessliche Universum unserer kollektiven menschlichen Erfahrung. Wir hoffen, dass es in seiner leisen Art die Seele berührt.«
»Words and Dreams«, der erste Track von Piano Poems, ist von einem Gedicht von Sigurður Pálsson inspiriert. Am Weltschlaftag erscheint ein entspannender Visualizer zur Musik, eine Waldszene im Sonnenlicht erinnert an die letzten Zeilen der Verse: »während im August das Licht / wandelt Träume / zu Worten / wandelt Worte / zu Träumen«.
»›Words and Dreams‹, so Guðmundsdóttir und Árnason, »verwebt das Greifbare mit den eigenen Träumen, gleich dem Zusammenspiel von Klaviertaste (Wort) und Klang (Traum). Dieses Stück ist ein Tanz zwischen Einfachheit und Abstraktion, Klang und Stille, bei dem der Raum zwischen den Noten genauso wichtig ist wie die Note selbst. Jeder Akkord ist ein Pinselstrich, der die surreale Landschaft unserer innersten Gedanken und Sehnsüchte malt.«
Árnason und Guðmundsdóttir sind mit der Musik von Poems im Konzert zu erleben: in der Frikirkjan in Reykjavík am 16. März, beim LIEDBasel am 24. Mai und im Kaufleuten Zürich am 27. Mai.