Paul McCreesh, Spezialist für Alte Musik und außergewöhnliche Projekte, widmet sich auf „A Spotless Rose" mit dem Gabrieli Consort Marienliedern aus fünf Jahrhunderten.
Die Figur der Maria hat über die Jahrtausende hinweg die christliche Glaubensgemeinschaft bewegt. Neben dem praktischen Aspekt, dass eine Religion auch eine weibliche Heilige zur Verehrung brauchen kann, waren es zunächst theologische, dann aber auch künstlerische Fragen, die die Menschen inspirierten. Die Geschichte der Marienverehrung jedenfalls kennt vier wichtige Dogmen, die Jungfräulichkeit, die Gottesmutterschaft, die unbefleckte Empfängnis und die Aufnahme Marias in den Himmel. Im Brauchtum entwickelten sich daraus zum einen etwa zwei Dutzend regelmäßig wiederkehrende Marienfeste, zahlreiche regionale Varianten, Wallfahrten und Andachten. Die Kunst wiederum sah in der Figur der Maria umfangreiche Darstellungsmöglichkeiten von den Marienbildern der byzantinischen Ära bis hin zur schwarzen Madonna, die unter Bezug auf das Hohelied seit der Romanik in unterschiedlicher Intensität bis in die Gegenwart etwa in Südfrankreich gefeiert wird.
So wie sich bildende Künstler über die Zeitläufte hinweg von der Figur der Maria inspirieren ließen, so hinterließ sie auch ihre Spuren in der Musikgeschichte. Die frühesten Beispiele, die der Londoner Cellist, Musikwissenschafter und Fachmann für historische Aufführungspraxis Paul McCreesh in seine dreizehnteilige Anthologie der Marienverehrung „A Spotless Rose" aufnahm, stammen anonym aus dem 15.Jahrhundert, aus den Federn von Josquin Desprez (ca. 1440–1521) und Jean Moutin (ca. 1459–1522). Der jüngste Komponist der Sammlung ist der 1971 geborene Thomas Adés. Die inhaltliche Gliederung widmet sich dabei fünf Schwerpunkten der künstlerischen Gestaltung von Hymnen zum Thema „Ave Maria Coelorum" bis zu den Anrufungen der „Sancta Maria, ora pro nobis".
„Meine Absicht war es", meinte Paul McCreesh in einem Kommentar zu „A Spotless Rose", „eine Art musikalisches Heft zur Liturgie der Stunden-Gottesdienste zu schaffen, eine Sammlung privater Meditationen, die die wichtigsten Stationen im Leben Marias in den Mittelpunkt stellt. Wie das Stundenbuch sollte sie aus Arbeiten bestehen, die auf metaphysische Reflexion ausgerichtet waren, um das Unbeschreibliche erkennen zu lassen und zu kommentieren". Dabei folgen McCreesh und die Sänger des Gabrieli Consorts keiner Chronologie, sondern einer Dramaturgie, die zum einen die Vielfalt des Marienlobs, auf der anderen Seite einen sinnvollen Spannungsbogen der ganzen im Juli 2007 in der Ely Cathedral entstanden Aufnahme im Sinn hatte.
Er reicht vom subtil geschichteten Pathos John Taveners „A Hymn To The Mother Of God" bis hin zum Henryk Góreckis strahlendem „Totus Tuus" als Abschluss. Auf diese Weise ist eine Kollektion mit Melodien und Meditationen voll innerer Kraft entstanden, die nicht nur perfekt in die besinnliche Phase der vorösterlichen Zeit passt, sondern darüber hinaus auch die Schönheit der menschlichen Stimme in dieser Form überzeitlich glanzvoller Chormusik feiert. Live wird dieses wundervolle Programme „A Spotless Rose" allerdings vorerst nicht in Deutschland zu erleben sein. Dafür gastieren McCreesh und die Gabrieli Consort & Players Ende April und Anfang Mai mir zwei Händel-Abenden in Deutschland. Als Stargast mit von der Partie ist übrigens Rolando Villazón. Auch famos!
Konzerttermine 2009
05.03.2009 Berlin - Philharmonie
06.03.2009 Berlin - Philharmonie
07.03.2009 Berlin – Philharmonie
15.03.2009 Berlin – Staatsoper unter den Linden
20.03.2009 Berlin - Staatsoper unter den Linden
26.03.2009 Berlin - Staatsoper unter den Linden
31.03.2009 Berlin – Staatsoper unter den Linden
23.05.2009 Dresden – Dresden Semperoper
16.06.2009 Köln – Philharmonie