Seit fast zwei Jahrzehnten kennt man seinen Namen als Mitbegründer des Ensembles Balmorhea, nun hat sich der Multiinstrumentalist Michael A. Muller ganz ins Komponieren vertieft und veröffentlicht Mirror Music. Das Album erscheint digital am 1. März und als limitierte LP-Edition am 15. März 2024 bei Deutsche Grammophon.
Sein Rework für den isländischen Pianisten Víkingur Ólafsson war gerade fertiggestellt, als Muller im Herbst 2023 einen Vertrag bei Deutsche Grammophon unterschrieb. Zeitgleich brachte das Label seinen solistischen Erstling Lower River und dessen künstlerisch mehrstimmige Spiegelung Lower River Reworks als Wiederveröffentlichungen heraus. Muller schreibt und produziert Musik, die sich bewusst jeder Einordnung entzieht, der Jazz der 1950er-Jahre klingt darin an, aber auch die klassische Musik des 19. Jahrhunderts oder zeitgenössische Avantgarde- und Ambient-Stücke. In seinem Tonstudio Elyria Sound in Los Angeles entstehen durch und durch experimentelle Klänge, zugleich geheimnisumwittert und voller atmosphärischer Weite.
Reflexion ist das Thema von Mirror Music. Vertraut und doch fremd sollte das Album klingen, wie ein schemenhaft erinnerter Traum, der die gefasste Vorstellung von Musik infrage stellt und zur introspektiven Interpretation anregt. Zehn Tracks sind auf Mullers DG-Debüt zu hören, die in Zusammenarbeit mit elf Künstlern entstanden.
Jedes Stück basiert auf Mullers Ambient-Kompositionen, geschrieben am Mellotron, einem Oberheim Two-Voice Synthesizer und einer Rhodes-Orgel. Er teilte seine Arbeit mit den Musikern, wobei jeder für sich einen Part in einem bestimmten Stück übernahm. Mirror Music eröffnet mit der taktilen, offen gestimmten zwölfsaitigen Gitarre von Danny Paul Grody, geht über in die irisierende Pedal-Steel-Gitarre von Chuck Johnson und mündet ins vokal Atmosphärische von Vestals. Es folgen Jonathan Sielaffs Bassklarinette und Ilyas Ahmeds Gitarre, die einsamen Wüstenklänge von Douglas McCombs von Tortoise, die flirrenden Rhythmen des indonesisch-australischen Perkussionisten Rama Parwata, die modularen Synthesizer-Reflexionen von Jefre Cantu-Ledesma, der samtige Gesang von Hania Rani, die weichen Soundmodulationen von Jon Porras und schließlich das gefühlvolle Cello von Clarice Jensen. Gemeinsam bilden die Stücke einen zusammenhängenden Satz, der aus zwei Hälften gefügt ist – ein Diptychon, dessen Teile zu einem Gesamtbild verschmelzen; die Form bleibt erhalten, während frei schweifende, eindringliche Lichtblitze das sprichwörtliche Glas durchbrechen.
Dieser Gedanke wird auch im Cover des Albums aufgegriffen, das der Maler John Zabawa aus Los Angeles gestaltet hat. Mirror Music wurde auf 1/4″-Tonbändern von Muller und Chuck Johnson im Cirrus Oxide Studio im kalifornischen Oakland abgemischt und für Dolby Atmos von Matthias Stalter im Münchener ThreeDee Music; gemastert wurde es vom Berliner Zino Mikorey.
Das Album begleitet ein Film zum Track »Mirror 8 (mit Hania Rani)« vom britischen Fotografen und Regisseur Rich Stapleton, der auch die Künstlerporträts für die Veröffentlichung gemacht hat.