Beide zählen sie zu den berühmtesten Künstlern der Welt und bereits seit vielen Jahren verbindet sie eine enge Freundschaft: der Ausnahmekomponist John Williams und Stargeigerin Anne-Sophie Mutter. Nun liegt ein weiteres eindrucksvolles Zeugnis ihrer Zusammenarbeit und Verbundenheit vor – das 2. Violinkonzert von John Williams, das dieser eigens für Mutter komponiert hat. Am 3. Juni wurde bei Deutsche Grammophon ein Album mit dem Werk veröffentlicht, das neben der Einspielung durch Mutter und das Boston Symphony Orchestra auch drei weitere neu arrangierte Filmthemen beinhaltet. Das Album wurde sowohl digital als auch analog veröffentlicht, zudem ist es auf LP erhältlich.
John Williams und Anne-Sophie Mutter kennen und schätzen sich bereits seit einigen Jahren und haben bei verschiedenen Projekten eng zusammengearbeitet. Eines aber gab es bislang nicht: ein eigens komponiertes Violinkonzert von Williams für Anne-Sophie Mutter. “Es war mein lebenslanger Traum, dass John Williams ein Konzert für mich komponiert”, erzählt die Geigerin, schließlich schätzt die Virtuosin die Kunst des legendären Tonschöpfers außerordentlich. Williams ließ sich letztlich überzeugen und schuf das 2. Violinkonzert als Würdigung an Mutter. So sagt der Komponist über dieses Werk: “Für mich geht es in diesem Stück vor allem um Anne-Sophie Mutter und um die Violine als Meisterwerk der Geigenbaukunst”. Anfangs habe er sich gefragt, worin sein spezieller Beitrag bestehen könne, schließlich seien für dieses Instrument und für die Solistin schon “so viele großartige Stücke geschrieben” worden. Letztlich aber “wurde diese große Künstlerin selbst zu meiner Inspiration und Antriebskraft”, so Williams.
John Williams hat das Anne-Sophie Mutter gewidmete Solokonzert als symphonisches Großwerk mit vier Sätzen angelegt, wobei im Laufe des Konzerts verschiedene Musikstile verarbeitet werden und jeder einzelne Satz mit einer Fülle an Stimmungen, Kontrasten und musikalischen Nebenfiguren in den Bann zieht. Neben der Geige kommt insbesondere der Harfe eine besondere Rolle zu, womit Williams direkt anknüpft an seine Komposition “Markings”, die er ebenso für Mutter komponiert hat.
Der erste Satz des Konzerts beginnt nach einer kurzen Einleitung mit einer quasi-improvisatorischen Passage, die laut Williams Anne-Sophie Mutters Liebe zum Jazz widerspiegeln soll, bevor der solistische Part mit rhythmisch mitreißenden Passagen begeistert. Der zweite Satz mit dem Titel “Rounds” eröffnet impressionistische Klangwelten und ist geprägt von einer sanften, in sich kreisenden Bewegung, die das Leitmotiv des Konzerts vorbereitet. Unter dem Titel “Dactyls” erklingt in beschwingtem Dreiertakt gehalten der dritte Satz, der eine kurze Kadenz für Geige, Harfe und Pauken beinhaltet und in den solistischen Passagen gleich einem wilden Walzer anmutet. Geige und Harfe leiten schließlich direkt über in den letzten Satz mit dem Titel “Epilogue”, in dem sich die Klänge aufzulösen scheinen und das Leitmotiv aus dem zweiten Satz im berührenden Duett von Geige und Harfe wiedererklingt, bevor das Konzert am Schluss in der Tonart A-Dur gehalten Heilung und Neubeginn andeutet.
Neben dem 2. Violinkonzert beinhaltet das Album drei Filmthemen, die der Komponist extra neu für Geige arrangiert hat – das Thema aus “Der Tod kennt keine Wiederkehr”, das “Han Solo and the Princess” aus “Star Wars: Das Imperium schlägt zurück” sowie das “Marion’s Theme” aus “Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes”.
Das jüngste Werk von John Williams wartet mit einer enormen Farbpalette und Klangfülle auf, die ganz besonders in den kraftvollen Überleitungen zwischen den Solopassagen zum Tragen kommen. Dabei zeigt sich einmal mehr die faszinierende Interpretationskunst von Anne-Sophie Mutter, die die weitgespannten Bögen von Williams musikalischer Erzählung mit virtuoser Brillanz und lyrischer Wärme im Ton ausgestaltet. Einfühlsam und kraftvoll begleitet vom Boston Symphony Orchestra fasziniert Mutter somit mit der Ersteinspielung eines Werks, das unverwechselbar Williams' Handschrift trägt und ein weiterer Meilenstein ist in seiner Karriere und der außergewöhnlichen Freundschaft der beiden Künstler.