Der Stil von Daniel Lozakovich – reich und romantisch – wird oft mit den berühmten Geigern des 20. Jahrhunderts verglichen. Auf Spirits, seiner neuesten Aufnahme für Deutsche Grammophon, würdigt er sie – nicht zuletzt, um ihr Können und ihr Repertoire einer jungen Generation nahezubringen. »Ich habe eine ganze Reihe ansprechender Miniaturen ausgewählt«, sagt Lozakovich. »Für mich stehen sie für Geiger, die einen so starken, gemütvollen Geist haben, dass man ihre Musik nie vergisst.« Gemeinsam mit dem Pianisten Stanislav Soloviev spielt Lozakovich Zugaben von Elgar, Debussy, de Falla, Gluck, Brahms und Kreisler. Spirits erscheint digital am 14. April 2023.
Das Album eröffnet mit Elgars Salut d’amour, Lozakovichs Hommage an den 2020 verstorbenen Ivry Gitlis. Er ist das einzige Vorbild hier, das Lozakovich persönlich gekannt hat: »Das Stück ist wie er. Es geht um die Liebe und um das Leben im Augenblick. Gitlis war ein Freigeist, der alles mit Liebe tat.« Das glänzende La Capricieuse desselben Komponisten ist eins von nur acht Stücken, die von dem tragisch früh verstorbenen Josef Hassid eingespielt wurden. »Die einzige Aufnahme von Hassid war es, die mich auf den Gedanken zu diesem Album brachte«, sagt Lozakovich, »solch ein Verstand, solch eine Technik, dieser Klang, was für eine Seele.«
Debussys friedvolles Clair de lune nahm als Stück für Soloklavier seinen Anfang, unter Lozakovichs Fingern wird es reich an neuen Farben. Er verbindet es mit David Oistrach, »seinem seidigen Klang, seinem warmen Ton und seiner mühelosen Geläufigkeit im Spiel«. Die »Leidenschaft und Intensität« von de Fallas Danse espagnole (aus dem Ballett La vida breve, arrangiert von Kreisler) lässt ihn dagegen an den französischen Geiger Christian Ferras denken: »Bei jeder Aufführung schien er sein Leben zu geben.«
Bei einer weiteren Kreisler-Bearbeitung, Glucks Mélodie (einer Fassung des »Reigens seliger Geister« aus Orfeo ed Euridice), muss Lozakovich an den Mann denken, der für ihn »der größte Geiger überhaupt« war und bleibt: Jascha Heifetz. »Durch ihn habe ich begriffen, was es heißt, die Seele der Geige zu verkörpern. Sein Geist als Geiger ist unvergleichlich.«
Es folgen zwei der Ungarischen Tänze von Brahms in einer Bearbeitung für Violine und Klavier. Die erforderliche energiegeladene und zugleich feierliche Lesart ist durch das Spiel von Leonid Kogan geleitet – »man braucht seine Kraft, Intensität und Klangfülle, um die Tänze lebendig werden zu lassen«, sagt Lozakovich.
Spirits schließt mit einer Würdigung von Fritz Kreisler, Komponist und Geiger zugleich. Lozakovich spielt sein Liebesleid und erklärt: »Er war im Grunde Pate aller Violinisten. Mit seinem Beitrag zu diesem Instrument müssen sich alle Geiger in ihrer Laufbahn auseinandersetzen. Er spielte mit Eleganz und Charme, und sein Klang ist so verführerisch, dass man nicht genug davon bekommen kann.«
Die Musik wurde in der Fondation Louis Vuitton aufgenommen, dem Pariser Kulturtempel von Architekt Frank Gehry. »Der Ort ist wie geschaffen für diese Musik«, sagt Lozakovich. »Man kann sowohl das Wasser als auch den Mond sehen und sich von ihnen beflügeln lassen. Viele Stücke auf diesem Album wurden von ihnen inspiriert.« Lozakovich spielt auf der Stradivari »Le Reynier« von 1727, einer freundlichen Leihgabe der Stiftung. »Ich bin wirklich dankbar, dass die Geige mein Instrument ist. Es ist, als sei sie nicht von dieser Welt. Sie berührt die Seele und erlaubt, eben das zum Ausdruck zu bringen. Sie versteht einen.«