Eine seiner Haupteigenschaften war Geduld. Claudio Abbado konnte zuhören. Er ließ sich Zeit, gab jungen Leute Raum, eigene Ideen zu entwickeln, sich auszuprobieren und ohne Druck zu musizieren. Wenn man jetzt, fast vier Jahre nach seinem schmerzhaften Tod, der der Klassikwelt einen so herben Verlust beibrachte, sein Werk neu besichtigt, kann man angesichts seiner Sorgfalt nur staunen über die Fülle an Referenzaufnahmen, die er der Nachwelt vermacht hat.
Mit “Claudio Abbado – The Opera Edition” erschien kürzlich eine umfangreiche Würdigung seines gewaltigen Opernschaffens. Jetzt erfährt die große Sinfonien-Edition des italienischen Ausnahmedirigenten, die im Jahre 2013 aus Anlass seines 80. Geburtstags erstmals erschien, eine Neuauflage. “Claudio Abbado – The Symphony Edition” umfasst 41 Tonträger und ist ein reicher Schatz hochmodern interpretierter, gefühlsstarker Orchestermusik der Klassik und Romantik.
Neben kompletten Sinfonien-Zyklen von Beethoven, Schubert, Mendelssohn, Brahms und Mahler wartet die Ausgabe mit Klassikern von Haydn, Mozart und Bruckner auf. Alles in Spitzenqualität, aufgenommen mit jungen, dynamischen Orchestern, die Abbado selbst gegründet hat, wie auch mit traditionsreichen Klangkörpern, den Wiener Philharmonikern oder dem London Symphony Orchestra etwa. Kurz: ein imponierendes Zeugnis seiner Interpretationskunst, ja ein Kompendium sinfonischer Musik überhaupt, das in keinem Klassikregal fehlen sollte.