Den musikalischen Ritterschlag erhielt sie bereits als junges Mädchen. Als sie Herbert von Karajan die ersten Kostproben ihrer ungewöhnlichen Fähigkeiten vorführte, war sie 13 Jahre alt. Der große Dirigent, magischer Anziehungspunkt des internationalen Klassikgeschehens, erkannte auf Anhieb, dass er es mit einer Ausnahmeerscheinung zu tun hat und sprach von der “größten Frühbegabung seit dem jungen Yehudi Menuhin”.
Dass Mutter ihre reichhaltigen Anlagen zu entfalten vermag und zudem zahlreiche Nachwuchstalente fördert, ist heute allgemein bekannt. Weniger stark liegt das Augenmerk der Öffentlichkeit darauf, dass bereits die blutjunge Geigerin ureigene tänzerische und poetische Akzente zu setzen wusste. Das verdankte sie nicht zuletzt ihrer erstaunlich früh ausgeprägten Sicherheit auf der Geige. Mutter brauchte sich über technische Hürden kaum je Gedanken zu machen und konnte sich deshalb schon früh auf das Wesentliche konzentrieren.
“Die jugendliche Mutter”, so der Musikschriftsteller Nigel Simeone, “ist ausdrucksstark und fast schon bestürzend sicher. Die Frische ihres Zugangs ist in hohem Maße attraktiv.” Eindrucksvoll bestätigt wird dieses Urteil durch Mutters gemeinsame Aufnahmen mit ihrem Mentor und Förderer Herbert von Karajan. Jetzt kommt eine nobel aufbereitete Hardcover-Deluxe-Edition in den Handel, die diesen Aufnahme-Schatz in audiophiler Qualität zugänglich und damit noch intensiver erlebbar macht.
Die limitierte Edition umfasst drei CDs und eine Blu-ray Audio Disc. Das Repertoire reicht von Mozarts spritzigen Violinkonzerten in G-Dur (K 216) und A-Dur (K 219) über Beethovens Violinkonzert in D-Dur bis hin zu Mendelssohns Violinkonzert in e-Moll und Bruchs Violinkonzert in g-Moll, beides unumstrittene Klassiker der Geigen-Literatur. Ebenso von mitreißendem Esprit: die Mozart-Konzerte, die Mutter mit ungeheurer Spielfreude und Tanzlust ausstattet.
Durch das neue, hochauflösende Audioformat 2.0 24bit/192kHz rückt die Geigerin dabei hautnah an die Hörerinnen und Hörer heran. Das gilt auch für das hochgespannt dargebotene Beethoven-Konzert, das ebenfalls in dem besagten Audioformat von den analogen Tapes aus neu gemastert wurde. Die hochemotionalen, in 16bit-Qualität vorliegenden Konzerte von Mendelssohn und Bruch, in denen sich der romantisch brilierende Ton der Berliner Philharmoniker eindrucksvoll Geltung verschafft, zeigen Mutter von ihrer leidenschaftlichen Seite.
Wer die Geigerin als begnadete Virtuosin erleben will, der wird auf der ersten CD fündig, die neben den Mozart-Konzerten ein atemberaubendes Prokofjew-Solo von Anne-Sophie Mutter enthält. Bleibt, das unterhaltsame Booklet zu erwähnen, das mit reizvollem Bildmaterial, berührenden Erinnerungen von Herbert von Karajan, kurzweilig verfassten Expertisen zum dargebotenen Repertoire und einer brillanten, mit Witz und Charme gewürzten Mutter-Hommage des renommierten Musikkritikers Jürgen Kesting aufwarten kann.