Nach dem großen Erfolg von John Williams – The Berlin Concert, das Anfang des Jahres an der Spitze der deutschen Popcharts stand, veröffentlicht Deutsche Grammophon nun die Weltersteinspielung von John Williams’ Violinkonzert Nr. 2. Das Werk wurde für Anne-Sophie Mutter geschrieben und von ihr eingespielt. Schon lange ist der Komponist, der am 8. Februar dieses Jahres seinen 90. Geburtstag beging, mit der Violinistin befreundet, oft hat er mit ihr zusammengearbeitet. In ihrer leidenschaftlichen Aufführung ist sie nun mit dem Boston Symphony Orchestra unter seiner Leitung zu hören.
Für das Album wurden zudem drei Filmthemen aufgenommen, vom Komponisten neu für Geige arrangiert – das Thema aus Der Tod kennt keine Wiederkehr, »Han Solo and the Princess« aus Star Wars: Das Imperium schlägt zurück und »Marion’s Theme« aus Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes. Williams: Violin Concerto No. 2 & Selected Film Themes erscheint heute, am 3. Juni 2022 digital und auf CD, das Violinkonzert wird zeitgleich auch als LP veröffentlicht.
Williams und Mutter kennen einander und die Kunst des jeweils anderen gut. Vor fast fünf Jahren hat Mutter Williams’ Markings in Boston uraufgeführt, für Deutsche Grammophon arbeiteten sie an zwei überaus erfolgreichen Alben zusammen, an Across the Stars (2019) und John Williams in Vienna (2020). In Williams’ neuestem Werk spiegelt sich seine tiefe Bewunderung für die lyrische Wärme und Dynamik von Mutters Spiel. Aber auch ihrem Sinn für musikalische Abenteuer wird der Komponist gerecht.
»Als Anne-Sophie mich bat, für sie ein Konzert zu Papier zu bringen, dachte ich, was für eine Gelegenheit, für eine der größten Künstlerinnen der Welt zu schreiben«, sagt John Williams. »Natürlich war es auch eine Herausforderung, denn es gibt so derartig viele herausragende Violinkonzerte im Repertoire.«
Am 19. August erscheint eine Single-Disc-Blu-ray-Edition des Albums in Pure Audio (auch in Surround Sound und Dolby Atmos) zusammen mit Filmen von der Uraufführung des zweiten Violinkonzerts in Tanglewood im letzten Sommer und der Zugabe »Across the Stars« (aus Star Wars: Angriff der Klonkrieger) sowie den drei Filmthemen live vom Bostoner Konzert und einem 25-minütigen Interview mit John Williams und Anne-Sophie Mutter in Tanglewood. Eine 10-Zoll-Vinyl der drei Filmthemen wird am selben Tag veröffentlicht und ist ausschließlich online im DG Store erhältlich.
Vorab kamen am 11. März eine neue Single und ein Video von »Rounds« heraus, dem zweiten Satz des Violinkonzerts. »Han Solo and the Princess« folgte am 29. April als eSingle und am 6. Mai als Video. Die eSingle und das Video zu »Marion’s Theme« erscheinen, wie das Album selbst, heute, am 3. Juni, während das Video zu Der Tod kennt keine Wiederkehr zusammen mit dem Blu-ray-Album am 19. August veröffentlicht wird.
John Williams’ Violinkonzert Nr. 2 ist voller stilistischer Kontraste und beginnt mit dem rhapsodischen »Prologue«. Es folgen das stimmungsvolle, an Debussy erinnernde »Rounds« und das spannungsgeladene, jazzige »Dactyls« mit seiner kurzen Kadenz für Violine, Harfe und Pauke. Violine und Harfe duettieren erneut im »Epilog«, der das Werk abschließt mit einem, wie der Komponist sagt, »sanften A-Dur-Schluss, der Heilung und Neubeginn andeutet«.
»Ich wusste von unserer DG-Aufnahme des Zapfenstreich-Themas, dass Anne-Sophie ein außerordentliches Gefühl für Jazz hat«, sagt Williams. »Also schrieb ich eine Quasi-Improvisation für Solovioline zu Beginn des ›Prologue‹, und Anne-Sophie war in ihrem Element. Für mich geht es in diesem Stück vor allem um sie. Und es ist ein wirklich persönliches Album aufgrund der Beziehung, die ich zu ihr habe, und natürlich aufgrund meiner langen Beziehung zu den wunderbaren Musikern des Boston Symphony Orchestra.«
»Der Gedanke zu diesem Stück kam uns bereits, als wir gemeinsam an Markings arbeiteten«, sagt Mutter. »Damals hatte ich keine Vorstellung davon, dass eine so große Komposition entstehen würde, so reich an Stoff und mit einer so enormen emotionalen und expressiven Bandbreite. Ich habe den Jazz immer geliebt. Schon als die Geige zum ersten Mal einsetzt im Werk, hat sie die Freiheit des Jazz, das war wie ein Glücksmoment für mich. Der Jazz ist quasi die Stammzelle des ganzen Stücks, ein großartiger Ausgangspunkt für eine derart komplexe Komposition. Zu Beginn haben mich das Stück und seine technischen Herausforderungen überwältigt. Aber dann, als ich während des Locksdowns täglich daran gearbeitet habe, wurde es zu einem guten Freund. Es war ein Geschenk, Zeit dafür zu haben, diese unglaubliche Musik in solcher Intensität zu erkunden und auch Teil des kreativen Prozesses zu sein, wenn ich mit John sprach, während er an der Partitur saß und sie überarbeitete –festzustellen, wie sehr er die Geige liebt.«
Mutter und Williams brachten das Konzert am 24. Juli 2021 zur Weltpremiere in Tanglewood, dem Sommersitz des Boston Symphony Orchestra. »Das Solo erschien wie ein alter Freund von Mutter, sie gestaltete jede Phrase mit Intention und Kraft«, schrieb der Boston Globe. Im Herbst kamen die Musiker erneut zusammen, um das Konzert und die drei Filmthemen in der Bostoner Symphony Hall aufzunehmen.
In der europäischen Erstaufführung waren Mutter und Williams am 12. März in Wien mit den Wiener Philharmonikern zu erleben, während Mutter am 23. Juni im Washingtoner Kennedy Center im Rahmen von John Williams: The 90th-Birthday Gala Concert in einer Starbesetzung auftritt (darunter Yo-Yo Ma und Steven Spielberg). Am 20. August wird in Tanglewood ein Geburtstagsfest zu seinen Ehren gegeben, unter anderem werden Yo-Yo Ma, James Taylor und Branford Marsalis zu Gast sein. Diese und weitere Feierlichkeiten zeugen von der weltweiten Zuneigung und Bewunderung für den Komponisten und Dirigenten John Williams. Seit mehr als sechs Jahrzehnten begeistert er sein Publikum mit magischen Filmmusiken und glänzenden Konzertpartituren. Das Violinkonzert Nr. 2 zählt zu ihnen.