Ob Oper, Kunstlied, Musical, Jazz, Pop, Folk oder Chanson – es gibt kaum ein Genre, das Anne Sofie von Otter ausgelassen hat. Die schwedische Mezzosopranistin mit dem glockenreinen Timbre ist bekannt für ihre nie nachlassende Neugierde, ihren untrüglichen musikalischen Instinkt und ihre enorm hohe Produktivität. Rund 60 Alben hat sie mit ihrem Stammlabel, der Deutschen Grammophon, produziert. Eine schier unendliche Quelle hoher Gesangskunst, innig, leidenschaftlich und oft grenzsprengend. Wenn es überhaupt eine künstlerische Grenze gibt, die sie sich auferlegt hat, dann die, dass sie ausschließlich Repertoire singt, von dem sie sich leidenschaftlich gepackt fühlt. Ansonsten steht sie für die Überwindung der Genre-Grenzen und alter Etikette. “Als ich jung war, trugen die Sängerinnen noch Rock, hohe Absätze und Dauerwelle”, so von Otter in einem Interview mit dem Musikmagazin Rondo. Sie konnte damit nichts anfangen und provozierte das Personal, als sie in den 1980er Jahren mit Turnschuhen und Jogginghose durch den Künstlereingang der Scala schlenderte. Der Pförtner schaute sie an, als ob sie “wirklich von der Straße komme”. Geschadet hat es ihr nicht. Ihre kritische Nachdenklichkeit rief eher Bewunderung hervor.
Am 9. Mai 2020 feiert Anne Sofie von Otter ihren 65. Geburtstag. Aus diesem Anlass veröffentlicht das Gelblabel jetzt ein digitales Album mit 25 Essentials der grammy-gekrönten Sängerin. Im Zentrum der Sammlung stehen herausragende Leistungen des ausdrucksstarken Mezzos auf dem Feld der Oper und Operette, des Musicals, des romantischen und modernen Kunstliedes sowie der geistlichen Musik. Anne Sofie von Otter beherrscht dieses breite Ausdruckspektrum ohne jede Verrenkung. Wenn sie Jazziges wie “I’m A Stranger Here Myself” aus Kurt Weills Musical “One Touch Of Venus” singt, dann schmiegt sie sich der kokett-lässigen Stimmung, die dazu erforderlich ist, genauso selbstverständlich an wie der andachtsvollen Atmosphäre in geistlichen Arien von Bach.
In Liedern von Schumann, Grieg oder Mahler verschafft sie sich als moderne Romantikerin Ausdruck, die keine Scheu vor großen Gefühlen hat, mit einer Prise nordischer Kühle jedoch jede sentimentale Versuchung verscheucht. In Arien von Purcell, Händel, Gluck, Mozart, Bizet und Offenbach tritt die große Opernsängerin von Otter in Erscheinung, die in den 1980er und 1990er Jahren mit Rollen wie dem Cherubino in Mozarts “Le Nozze Di Figaro” oder der Titelpartie in Rossinis “La Cenerentola” internationale Bekanntheit erlangte und sich in den Folgejahrzehnten den bis heute geltenden Ruf einer enorm vielseitigen und wandlungsfähigen Bühnenpersönlichkeit erwarb.
Das digitale Album “Anne Sofie von Otter Essentials” steht absofort bei Spotify im Stream bereit.