Bislang war die Geschichte der technischen Aufzeichnung von Musik eine Sache für Experten. Wer sich dafür begeisterte, recherchierte nach entsprechenden Informationen und tauschte sich in Foren oder auf Kongressen mit anderen Enthusiasten aus.
Für die weniger technikaffinen Musikliebhaber boten sich indes nur wenig Möglichkeiten, die facettenreiche Geschichte technisch reproduzierter Musik zu überschauen. Jeder ahnte, dass die unterschiedlichen Aufnahmemethoden und Medien, die daraus resultierenden Klangkulturen sowie die über die Aufnahmegeschichte verfolgbaren, höchst diversen Interpretationsansätze der Künstler faszinierend sein mussten. Die Geschichte selbst blieb aber abstrakt, denn sie war nicht erlebbar.
Man musste sich ihr mit viel Geduld und Herzblut, über Bücher und andere Informationsmedien annähern. Das ändert sich jetzt grundlegend. Mit der limitierten Edition “DG 120 – 120 Legendary Tracks” wird die Aufnahmegeschichte klassischer Musik erlebbar, hörbar und sinnlich nachvollziehbar. Dadurch öffnet sie sich dem breiten Publikum. Es kann sich nun sein eigenes Bild machen, wie unterschiedliche Aufnahmestrategien und unterschiedliche Arten des Musizierens zu unterschiedlichen Zeiten geklungen haben.
So erlebt man in der jetzt erschienenen Edition viele große Komponisten durch die Brille mehrerer Generationen von Interpreten wie etwa Wagner. Dessen tiefschürfende Kompositionen fassen Dirigenten wie Andris Nelsons, Christian Thielemann, Herbert von Karajan oder Hans Knappertsbusch naturgemäß unterschiedlich auf. Bei Knappertsbusch ist noch der spätromantische Zeitgeist aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu spüren. Seine Interpretation von Wagners Walkürenritt ist von einem spannungsvollen Flirren durchdrungen.
Die mit den Berliner Philharmonikern realisierte Aufnahme aus dem Jahre 1928 besticht durch ihren harmonischen Farbenreichtum und ihre emotionale Intensität. Bei Karajan spürt man einen deutlichen Hang zu einem reineren Ton, was auch den Fortschritten der Aufnahmetechnik geschuldet sein dürfte. Der Dirigent nahm lebhaft Anteil an technischen Fragen. Seine Interpretation des Feuerzaubers aus dem dritten Akt von Wagners Oper “Die Walküre” ist klanglich perfekt austariert.
Die Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern, in der man den fulminanten US-amerikanischen Bassbariton Thomas Stewart in einer Sternstunde seiner Gesangskunst erleben kann, stammt aus dem Jahre 1966 und besitzt soghafte Qualitäten. Christian Thielemann riskiert nach Zeiten eher zurückgenommener Wagner-Interpretationen wieder romantisches Pathos. Seine Aufnahme des Vorspiels zum dritten Akt von Wagners Oper “Lohengrin” mit dem Philadelphia Orchestra stammt von 1997.
Ein neues, ebenso romantisch gefärbtes wie schwebendes Lebensgefühl repräsentiert Andris Nelsons, der in seiner Interpretation des Vorspiels zum ersten Akt von Lohengrin große musikalische Spannungsbögen gestaltet. Die Aufnahme mit dem Gewandhausorchester Leipzig stammt von 2017 und steht am Beginn der neuen 120er-Edition, die sich von der Gegenwart aus mit einer schier unendlichen Fülle von großartigen Tracks in die Vergangenheit zurückbewegt. Leichte und ernste Musik, barocke, klassische, romantische und avantgardistische Komponisten:
Die Sammlung bietet ein enormes Spektrum an musikalischen Stilen, Ideen und Künstlern. Man darf sich auf die große Netrebko freuen. Daneben hört man den Ausnahmetenor Enrico Caruso in einer Aufnahme von 1907, sowie die Stimme des Mitgründers der Deutschen Grammophon, Emil Berliner, der einen Brief an seine Schwägerin vorliest. Hinzu kommen die jüngst erst in einem Pionierprojekt digitalisierten Aufnahmen aus der Schellack-Ära, etwa das erhabene sinfonische Intermezzo aus Mascagnis Oper “Cavalleria rusticana”, vom Komponisten selbst dirigiert, am Pult der Staatskapelle Berlin. Präsentiert werden die insgesamt 120 Aufnahmen in einer innovativen und hochwertigen Verpackung. Mit dieser erschwinglichen Edition rückt Geschichte näher und wird erlebbar.
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