Eine lange Tradition, ein organisch gewachsener Erfahrungsschatz und ein reichhaltiger Fundus an zeitlosen, exklusiven Produkten sind für ein Traditionslabel wie die Deutsche Grammophon von unschätzbarem Wert. Umso mitreißender gestaltet sich die äußerst hochwertige Jubiläumsausgabe, mit der sich das älteste Klassik-Schallplattenlabel der Welt jedoch keineswegs auf lange zurückliegenden Erfolgen ausruht, sondern vielmehr den Blick in eine Zukunft voller interessanter und mitreißender Visionen gerichtet hat.
Jedenfalls strahlt alles, was für Beobachter dieser Tage am gelben Label wahrzunehmen ist, den Geist von Aufbruchstimmung aus. Neuere Marktphänomene wie die Streamingdienste im Netz oder die Generierung von Playlists werden bei dem Unternehmen nicht als Bedrohung, sondern als Chance begriffen. “Die Kataloge sind durch die Streaming-Angebote präsent und relevant wie nie zuvor”, so Clemens Trautmann, Präsident der Deutschen Grammophon.
Ob bei der Künstlerakquise, auf dem weiten Feld der Aufnahmetechnik oder bei dem riskanten Unterfangen der Popularisierung von klassischer Musik: Das Klassik-Label prägte zu allen Zeiten sein avantgardistischer Anspruch und seine visionäre Haltung, mit der auch die soeben erschienene limitierte Mammut-Edition konzipiert wurde, die in der internationalen Klassikszene als Highlight der Feierlichkeiten zum 120-jährigen Bestehen der Deutschen Grammophon angesehen wird.
Tradition und Moderne, ernste und leichte Muse, erfolgreiche Stars und junge Entdeckungen – diese facettenreiche Edition lässt nichts aus, was auf dem Gebiet der klassischen Musik von Relevanz wäre. Dabei staunt man nicht schlecht, wie stark das gemeinhin für klassisch-romantisches Repertoire stehende Label die musikalische Avantgarde, Elektronica und Minimalismus befördert hat. Brillante Aufnahmen von Pierre Boulez und bedeutende Werke von Karlheinz Stockhausen, Philip Glass oder Steve Reich sind ein beredtes Zeugnis hierfür.
Das Zentrum der 120 Tonträger wird aber von einem gewaltigen Fundus an Referenzaufnahmen eines klassischen und romantischen Repertoires gebildet: Werke von Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Schumann und vielen anderen. Mit der Archiv-Produktion sind aber auch hervorragende Aufnahmen der historischen Aufführungspraxis und Alter Musik in der Ausgabe vertreten. Man denke hier nur an die atemberaubenden Bach-Interpretationen des Kult-Organisten Helmut Walcha.
Daneben säumen Klassiker der leichten Muse aus dem Polydor-Bestand die limitierte Edition und finden sich sensationelle Entdeckungen, deren Quellen Schellackplatten sind, die man jüngst in aufwändigen Verfahren digitalisieren konnte. Hier eröffnet die moderne Technik überhaupt erst die Tür in die Vergangenheit, und man kommt etwa in den Genuss des sinfonischen Intermezzos aus Pietro Mascagnis Oper “Cavalleria rusticano”, vom Komponisten selbst dirigiert, am Pult der Staatskapelle Berlin.
Ein heute wieder durch das Hörbuch große Aufmerksamkeit erregendes Genre ist das gesprochene Wort, das die Deutsche Grammophon ebenfalls gepflegt hat. Ein Genie dieser Kunst: Gustaf Gründgens, den man jetzt wieder erleben kann, wie er den Mephisto aus Goethes “Faust” atemberaubend deklamiert. Den Weg in die Zukunft weist eine Bonus-CD, die mit bislang noch unveröffentlichten Aufnahmen junger Stars der Deutschen Grammophon wie dem russischen Pianisten Daniil Trifonov oder dem lettischen Dirigenten Andris Nelsons aufwartet.
Was die Zusammenarbeit mit innovativen Komponisten anbelangt, so dürfte das neoklassische Genre beim Gelblabel in den kommenden Jahren weiter blühen. Namen wie Chilly Gonzales, Joep Beving und natürlich Max Richter wecken hohe Erwartungen. Die emotionale Dichte ihrer Musik und ihre Unbefangenheit bei der Zusammenführung unterschiedlicher Stilelemente passen perfekt zu einer modernen Stimmungskunst.
“Stimmung ist das neue Genre”, zitiert Clemens Trautmann Daniel Ek, den Gründer von Spotify. Das Traditionslabellabel scheint gewappnet für den technisch-poetischen Zeitgeist, erhofft es sich doch von Spotify auch “unerwartete Zugänge zu klassischer Musik”, so Trautmann weiter. Apropos “unerwartete Zugänge”: Das über 200 Seiten starke Booklet der Jubiläumsedition gewährt ungewöhnlich tiefe Einblicke in die Musikgeschichte und die Geschichte des Gelblabels, und das in überaus unterhaltsamer Form, mit glänzenden Essays und faszinierendem Bildmaterial.
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