»Tetelman verfügt über ein goldschimmerndes Timbre, einen strahlenden, offenen Stimmklang und eine exzellente italienische Diktion; seine Höhen funkeln.« Mit diesem Urteil adelte Gramophone Jonathan Tetelman als einen der zehn größten Puccini-Interpreten unserer Zeit. Es sind eben jene Qualitäten, die den chilenisch-amerikanischen Tenor in kurzer Zeit zum gefeierten Star der internationalen Opernwelt machten. Seine stimmliche Kunstfertigkeit verbindet sich mit natürlichem Charisma zu einer Bühnenpräsenz, die ihn in die renommiertesten Opernhäuser und Konzertsäle führt – in Titelpartien, die von den französischen Klassikern eines Bizet und Massenet bis zu den italienischen Verismo-Komponisten Puccini, Mascagni und Giordano reichen.
Im Oktober 2021 unterzeichnete Jonathan Tetelman einen Exklusivvertrag mit Deutsche Grammophon und begann sogleich mit dem Orquesta Filarmónica de Gran Canaria und dessen Chefdirigenten Karel Mark Chichon mit den Aufnahmen für sein erstes DG-Album. Arias, das im August 2022 erschien, bot Arien von Verdi und des Verismo, eine Auswahl aus dem lyrischen französischen Repertoire und Duette mit der litauischen Sopranistin Vida Miknevičiûtė. Für dieses Debüt wurde Tetelman umgehend mit einem OPUS Klassik als Young Artist of the Year 2023 ausgezeichnet.
Sein zweites Album, ein Tribut an Puccini, erschien im September 2023, rechtzeitig zum Gedenken an den 100. Todestag des Komponisten 2024. The Great Puccini enthält sowohl bekannte als auch weniger vertraute Nummern aus neun Opern, darunter La bohème, La fanciulla del West, Manon Lescaut, Tosca und Turandot. Die Aufnahme entstand in Prag mit dem PKF – Prague Philharmonia und Carlo Rizzi, zu Gast sind erneut Vida Miknevičiûtė sowie die Sopranistin Federica Lombardi. Es wurde mit dem Gramophone Voice & Ensemble Award 2024 ausgezeichnet; das Magazin pries Tetelman als »den jungen Puccini-Tenor unserer Zeit«.
Telelmans jüngstes Album reiht sich ebenfalls in die Puccini-Feierlichkeiten. Er singt eine seiner Paraderollen, Cavaradossi in Tosca, an der Seite von Eleonora Buratto in der Titelrolle und Ludovic Tézier als Scarpia. Die konzertante Aufführung wurde beim Saisoneröffnungskonzert 2024–25 der Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Daniel Harding mitgeschnitten; das Album erschien im März 2025.
Zu den Höhepunkten von Tetelmans vergangenen Spielzeiten zählen sein Debüt an der Metropolitan Opera als Ruggero in Puccinis La rondine; Pinkerton in Madama Butterfly an der Met, am Teatro Massimo di Palermo und an der Deutschen Oper Berlin; sein Rollendebüt als Luigi in Il trittico, ebenfalls an der Deutschen Oper Berlin; und die Titelrolle in Massenets Werther in Robert Carsens Neuproduktion in Baden-Baden. In dieser Saison gibt er, über sein Debüt mit der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Tosca hinaus, sein Hausdebüt an der Wiener Staatsoper als Turiddu in Cavalleria rusticana und an der Los Angeles Opera als Pinkerton.
Zu seinen kommenden Verpflichtungen gehören Auftritte als Pinkerton in Aufführungen von Madama Butterfly mit den Berliner Philharmonikern und Kirill Petrenko bei den Osterfestspielen Baden-Baden und in der Berliner Philharmonie (April 2025); die Titelrollen in Don Carlo und Werther an der Deutschen Oper Berlin (Mai/Juli); Operngalas in München, Prag, Frankfurt und Hamburg (Juni/Juli); und Cavalleria rusticana an der Bayerischen Staatsoper München (Juli).
Jonathan Tetelman kam 1988 im chilenischen Castro zur Welt. Er wurde im Alter von sieben Monaten adoptiert und wuchs bei seinen amerikanischen Eltern in Princeton in New Jersey auf. Einer der Musiklehrer dort wurde auf die stimmliche Begabung des jungen Jonathan aufmerksam und so erhielt er ersten Unterricht an der American Boychoir School in Princeton. Seinen Bachelor-Abschluss als Bariton machte Tetelman an der Manhattan School of Music. Anschließend setzte er sein Studium an der Mannes School of Music fort, wo er sukzessive ins Tenorfach wechselte; diese Entwicklung schloss er später bei seinem Lehrer Mark Schnaible ab, der ihm bis heute ein Mentor ist.
Während Tetelman abwartete, wie es mit der Entwicklung seiner Stimme weitergehen würde, verdiente er seinen Lebensunterhalt als DJ in einem Club in Manhattan. Als der Job seinen Reiz verlor, beschloss er, sich erneut voll und ganz auf den Gesang zu konzentrieren, eine Entscheidung, die schließlich zu Wettbewerbserfolgen führte – darunter ein Platz im Finale der Mildred Miller International Voice Competition (2016) und der erste Preis bei der New York Lyric Opera Theatre Competition (2017). Professionelle Engagements als Sänger folgten. Befragt, wie er das alles bewerkstelligt habe, antwortet Tetelman: »Ich habe mich praktisch sechs Monate lang eingeschlossen. Allerdings habe ich auch als Kellner gearbeitet, um mir, unterstützt von meiner Familie, mehrere Unterrichtsstunden pro Woche leisten zu können. Ich hörte mir alte Aufnahmen an und studierte YouTube-Clips von großen Interpreten. Zudem perfektionierte ich meine Technik und meine Stimmbeherrschung, bis sie saß, wobei ich mir auch aneignete, wie ich meine Stimme schützen kann. Irgendwann war ich am Ziel und in der Lage, meiner Leidenschaft nachzugehen.«
3/2025