Manchmal staunen die Leute. Denn die schwedische Mezzo-Sopranistin Anne Sofie von Otter liebt es, am Ende eines klassischen Programms die Stilrichtung zu wechseln. Und dann singt sie Abba: „Ich habe beispielsweise den Song ‘Butterfly Wings’ des öfteren als Zugabe auf Schwedisch nach Schubert oder Mahler-Recitals gesungen. Nach den Konzerten kamen die Leute, um sich dafür zu bedanken, und es war oft das einzige Lied, das sie erwähnten. Ich neige dazu, mehrere Stücke von Benny Andersson als Zugaben zu präsentieren. ‘Thank You For the Music’ läuft eigentlich immer“. Und das Resultat ist zumeist sehr ähnlich. Das Publikum im Saal ist begeistert, denn diese Melodien haben etwas, das die Menschen bei der Seele packt. So geht es übrigens nicht nur Anne Sofie von Otter. Kollegen wie Luciano Pavarotti haben immer wieder nicht nur Klassiker der Pop-Musik in ihr Programm genommen, sondern sich sogar mit Rock-Kollegen auf die Bühne gestellt. Oder einer der besten Bariton-Sänger der Welt, Thomas Quasthoff, liebt es, neben Bach, Schubert oder Brahms auch Jazz-Melodien von Cole Porter bis Rodgers & Hammerstein anzustimmen.
„The Singer And The Song“ ist daher eine in vieler Hinsicht besondere Zusammenstellung. Denn auf der einen Seite präsentiert sie die Stars der internationalen Opern- und Vokal-Szene in ungewohntem Klang- und Stilambiente. Kiri te Kanawa etwa beschwört die Nostalgie in „Autumn Leaves“, Barbara Hendricks kontert mit dem Ella Fitzgerald/George Gershwin-Klassiker „They Can’t Take That Away From Me“, Bryn Terfel betört mit einem bewegenden „Send In The Clowns“, Juan Diego Flórez fasziniert mit „Granada“ und Rolando Villazón rührt mit Leonard Bernsteins Liebeslied „Maria“ aus der „West Side Story“. Es gibt ein bisschen Stevie Wonder und etwas Beatles mit Renée Fleming, Casablanca-Feeling mit José Carreras und selbst ein Tieftoner wie Simon Estes ist mit dem Evergreen „Ol' Man River“ mit von der Partie.
Die ganze Zusammenstellung „The Singer And The Song“ liest sich mit Koryphäen wie Andreas Scholl, Robert Alagna, Plácido Domingo, Sylvia McNair, Joan Sutherland oder eben auch Luciano Pavarotti, Thomas Quasthoff und Anne Sofie von Otter wie ein Who is Who des Opernfachs und alle Beteiligten verneigen sich mit einem Lächeln vor der großen Kunst der schönen Melodien. Für die Zuhörer ist das nur von Vorteil, denn sie erwarten mehr als zwei Stunden voller Hits im ansprechenden, außergewöhnlichen Klanggewand.