Eigentlich möge er keine Western, sagt Rolando Villazón. Doch für seine zweite Regiearbeit habe er sich vorgenommen, eine Geschichte in einer Geschichte zu erzählen. Er verlegte die Handlung der komischen Oper “Der Liebestrank” von Gaetano Donizetti in eine Westernkulisse der Stummfilmära, in das Setting für einen höchst turbulenten Filmdreh irgendwo zwischen Charlie Chaplins “Goldrausch” und Buster Keatons “Go West”.
Nemorino (Rolando Villazón), ein mexikanisches Landei, hat ein Engagement als Komparse ergattert. Doch beim Eintritt in die Traumfabrik erleidet er einen zeitweiligen Realitätsverlust: Er verliebt sich in das unerreichbar erscheinende Starlett Adina (Mia Persson) und berauscht sich an einer Flasche Feuerwasser, die ihm ein Häuptlingsdarsteller als Liebestrank verkauft. Fortan stolpert er kopflos durch das Filmset, sehr zum Ärger von Regisseur Dulcamara (Ildebrando D’Arcangelo) und dem eitlen Hauptdarsteller Belcore (Roman Trekel), der ebenfalls ein Auge auf seine reizende Filmpartnerin geworfen hat. Tatsächlich stiftet Nemorino dabei aber ein kreatives Chaos und beflügelt im Überschwang seiner Liebe die Dreharbeiten. Der Film “The Wild, Wild Girl” nimmt eine unvorhergesehene Wendung und Nemorinos Traum wird schließlich Wirklichkeit: Adina entscheidet sich auf der Leinwand und im wahren Leben für den reinherzigen Tollpatsch.
Der Nemorino ist eine Paraderolle von Rolando Villazón. So verwundert es nicht, dass die Nachricht, der Startenor sei für die Neuinszenierung von Donizettis “Liebestrank” bei der Baden-Badener Pfingstoper 2012 in einer Doppelfunktion als Regisseur und Sänger engagiert worden, einen weltweiten Ansturm auf die Karten auslöste. Lustvoll bis an die Grenze zur Absurdität verwirbelte Villazón in seiner zweiten Regiearbeit die Realitätsebenen und Anleihen bei Italowestern und Slapstick. Dabei drohte seine Inszenierung nie zur reinen Posse abzusinken – dank minutiösem Timing, entwaffnender Spielfreude der Darsteller, grandiosen Gesangleistungen (Villazón in Bestform) und dem farbenfroh federnden Originalklang des Balthasar-Neumann-Ensembles unter Pablo Heras-Casado. Der Publikumserfolg ist ab 15.08. auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Sehen Sie hier das Video “Donizetti: L’elisir d’amore (Teaser)” mit Rolando Villazón.
Fakt und Einbildung geraten auch in Rolando Villazóns Debütroman “Kunststücke” durcheinander, der zeitgleich im Rowohlt-Verlag erscheint. Der Clown Macolieta liebt die Clownin Sandrine, doch wagt es nicht, ihr seine Liebe zu gestehen. Darum erschafft er in seinem blauen Buch ein Alter Ego in Gestalt des Clowns Balancín, der alles hat, wonach sich Macolieta sehnt: die Liebe einer Frau, Erfolg beim Publikum und Geld im Überfluss. Bald wird die Fiktion so wirkungsmächtig, dass Balancín zum Leben erwacht. Rolando Villazón wird seinen Romanerstling am Abend des Erscheinungstags in der NDR-Talkshow vorstellen (22:00 bis 0.00 Uhr).
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