Insgesamt sieben gemeinsame Produktionen der späten Mozart-Opern haben sich Yannick Nézet-Séguin und Rolando Villazón vorgenommen. Der vierte Streich ist soeben vollbracht, wurde im Juli 2015 im Festspielhaus Baden-Baden konzertant aufgeführt und erweist sich nun auf einem Album aus dem Hause Deutsche Grammophon als rundum gelungenes musikalisches Glanzstück. Der kanadische Dirigent und der Tenor aus Mexiko haben in Kooperation mit dem Baden-Badener Festspielhaus-Intendanten Andreas Mölich-Zebhauser - und gemeinsam mit einer hochkarätigen Besetzung – erneut eine fulminante konzertante Opern-Produktion kreiert, die bis ins kleinste Detail ausgefeilt ist.
Die Oper “Le nozze de Figaro” ist eine Mozart-Hitparade im allerbesten Sinne. Der Schönheit, Frische und inspirierenden Strahlkraft von Mozarts Musik kann man sich unmöglich entziehen. Noch dazu, wenn sie von den besten Sängern dieser Tage interpretiert wird. Neben Rolando Villazón in der Rolle des gewitzten Basilio standen unter anderem auch Thomas Hampson als Graf Almaviva, Christiane Karg als Susanna und Anne Sofie von Otter als Marzellina in Baden-Baden auf der Bühne und vor den Mikrofonen. Die eigene Begeisterung aller Beteiligten für Mozarts amüsante Oper von 1786 ist in der Aufnahme in jedem Track spürbar. Die bulgarische Sopranistin Sonya Yoncheva berührt als Gräfin Almaviva mit “Porgi, amor, qualche ristoro” das Herz, Luca Pisaroni überzeugt als Figaro mit sattem Bassbariton in “Se vuol ballare, Signor Contino” und “Non più andrai, farfallone amoroso” und die amerikanische Mezzosopranistin Angela Brower präsentiert sich mit jugendlicher Anmut als Cherubino mit einem lebhaften “Non so più cosa son, cosa faccio” und mit rührender Innigkeit in der Arie “Voi che sapete che cosa è amor”.
Eine besondere Freude für alle Mozart-Freunde: Die Opernproduktion wurde im Festspielhaus in Baden-Baden ungekürzt aufgeführt und präsentiert Mozarts Werk auch auf den drei CDs in voller Länge. So kann man genüßlich in alle Winkel der Partitur eintauchen. Und dort gibt es viel zu entdecken. Das Vocalensemble Rastatt zeigt viel sensiblen Feinsinn für dynamische Tiefenschärfe und interpretiert die Chorpassagen mit homogenem Schönklang und leidenschaftlicher Verve.
Und so wie die Sänger, überzeugen auch die Instrumentalisten dieser Produktion. Unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin lässt das Chamber Orchestra of Europe wiederholt musikalisch die Sektkorken knallen und begeistert durch spritzige Brillanz in den Tempi sowieso durch elegante und transparente Präzision in den Rezitativen und eine große Portion sinnlicher Spielfreude. “Le nozze di Figaro” erweist sich in dieser Konstellation als rundherum beglückende Mozart-Sternstunde vom Feinsten!