Magdalena Kožená liebt das Dezente, Spirituelle und stellt sich im Rahmen von „Schöne Stimmen“ mit Arien von Bach vor. An ihrer Seite spielen herausragende Ensembles der Alten Musik wie der Musica Antiqua Köln unter der Leitung von Reinhard Goebel, den English Baroque Solists unter John Eliot Gardiner, der Musica Florea unter Mark Stryncl und den Gabrieli Players unter Paul McCreesh. Als Eröffnung der Zusammenstellung „Schöne Stimmen“ dienen dabei zwei Arien aus Bachs wunderbarer Kantate für den sechsten Sonntag nach Trinitatis „Vergnügte Ruh', beliebte Seelenlust“ BWV 170, die in sich bereits die Spannung in der ungewöhnlichen, modern erscheinenden Harmonik und Melodik wachsen lassen und die Sängerin in vieler Hinsicht fordern: „Wenn man Bach singt, sollte es wirklich von innen kommen. Es darf nicht oberflächlich sein. Bachs Musik verträgt diese künstlichen Effekte überhaupt nicht, die man bei anderen Barockkomponisten einsetzen kann. Natürlich singe ich auch gerne Händel. Es macht einfach Spaß zu zeigen, wie schnell, lautstark, hoch oder tief man singen kann. Aber bei Bach geht es um etwas anderes, es geht um innere Wahrheit“. Das gilt im Besonderen auch für die Passionen und Oratorien, die der Meister des Barocks geschaffen hat. So runden eine Arie aus der „Johannes-Passion“ und zwei aus der „Matthäus Passion“ Magdalena Koženás Beitrag zur Reihe „Schöne Stimmen“ als Exzerpte spiritueller Meisterwerke ab.
Weitaus weltlicher hingegen gibt sich Renee Fleming. Ihre Melodien stammen aus dem großen Komplex der italienischen Oper und schlagen einen stilistisch weiten Bogen von Händel über Mozart und den Belcanto bis hin zum Verismo eines Pucchini. Und damit präsentiert die Amerikanerin, die an vielen großen Häusern der Bühnenwelt zu Hause ist und sich während der vergangenen zwei Jahrzehnte den Ruf einer ebenso kompetenten wie inspirierten Allrounderin der Vokalszene erworben hat, eine Art „Best Of“ der weiblichen Stimmkunst. Denn der weite Bogen über die Jahrhunderte hinweg ist zugleich auch ein Resümee der sich über diesen Zeitraum entwickelnden Gesangstechniken. Sie reichen vom vom pointierten Entertainment des Barocks über die Entdeckung der Individualität der Bühnenfiguren in Mozarts Ära bis hin zu den markanten Charakteren des Fin-de-Siècles, die komplett veränderte Darstellungsmodi benötigten, um die Schicksalhaftigkeit der Protagonistinnen zu unterstreichen. Fleming schafft es, sich souverän in all diese Feinheiten einzufühlen und sie in ihre Interpretationen zu übernehmen. Ihren Folge der „Schönen Stimmen“ ist daher nicht nur ein ausgezeichnetes Arienalbum, sondern auch ein kompakter Querschnitt durch die Palette der Ausdrucksmöglichkeiten, die Sängerinnen überhaupt auf der Opernbühne bieten können.
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