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Magdalena Kozena
Magdalena Kozena

Aus den Aufnahmestudios

Kožená, d´Arcangelo, Fleming, de Niese, Kaufmann, Bartoli © Decca/DG
© Decca/DG
10.06.2009

Manchmal ist es sehr verlockend, einen Blick hinter die ansonsten gut verschlossenen Türen der Aufnahmestudios zu werfen. Dies umso mehr, wenn – wie jedes Jahr – ein heißer Klassik-Herbst bevorsteht. Den Reigen eröffnet Ende August der italienische Bassbariton Ildebrando d' Arcangelo – seit kurzem Mitglied der exklusiven Sängerriege des Gelblabels. Bekannt aus Gardiners Mozartzyklus, Abbado-Aufnahmen und jüngst sowohl als Figaro an der Seite von Anna Netrebko in der Salzburger Festspielproduktion von “Le nozze di Figaro” als auch zur Seite seiner Landsfrau Cecilia Bartoli in der ersten Einspielung von Bellinis “La sonnambula” gemäß der historischen Aufführungspraxis, präsentiert sich der gut aussehende Italiener auf seinem Deutsche Grammophon-Debüt mit virtuosen Händel-Arien – gerade noch rechtzeitig zum 250. Todestag des großen Anglo-Sachsen und ganz in der Tradition des einstmals enorm erfolgreichen Händelalbums seines Stimmkollegen Bryn Terfel.

Schon quasi in den Startlöchern zu ihrer nächsten Veröffentlichung steht die wandelbare Magdalena Kožená, welche sich im Jahre 10 nach Cecilia Bartolis revolutionärem “The Vivaldi Album” ebenfalls Opernarien des venezianischen prete rosso zuwendet und dabei die schier unglaubliche Entwicklung aufzeigt, welche die Vivaldi-Interpretation in den zurückliegenden Jahren seit der Wiederentdeckung durch Cecilia Bartoli genommen hat. Kleiner Hörtipp: das fulminante “Armatae face et inguibus” aus dem szenischen Oratorium “Juditha Triumphans Devicta Holofernes Barbarie”.

Amerikas Beautiful Voice, die Sopranistin Renée Fleming, welche gerade erst mit ihrem Strauss-Album für Furore sorgte, legt in diesem Herbst nach mit “Verismo” – einem Album mit selten zu hörenden Arien und Szenen u.a. von Leoncavallo, Mascagni und Giordano, aber auch mit Puccini-Trouvailles, wie etwa einem Ausschnitt aus dessen Operette “La rondine” im Duett mit “Deutschlands schönster Stimme” – Jonas Kaufmann sowie dem berühmten “Senza mamma” aus dem Einakter “Suor Angelica”. Auf DVD aber ist die Fleming nun endlich in einer ihrer Paraderollen zu erleben: Die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg aus Richard Strauss' Oper “Der Rosenkavalier”. In einer Herbert Wernicke-Produktion, die bei den Salzburger Festspielen ihre Premiere feierte und in während einer Wiederaufnahme im Festspielhaus Baden-Baden live mitgeschnitten wurde, brilliert der deutsche Tenor Jonas Kaufmann in der kleinen aber feinen Rolle des “italienischen Sängers”, den vor ihm bereits die Größen ihres Fachs übernommen hatten wie etwa Nicolai Gedda, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti oder José Carreras!

Ebenfalls zweimal vertreten – auf CD und DVD – ist die Neuentdeckung Danielle de Niese: im vergangenen Jahr noch mit Händelarien unterwegs, demonstriert sie nun ihr Können am Beispiel ausgewählter Arien und Szenen von Wolfgang Amadeus Mozart in der Folge ihrer Amsterdamer Auftritte in Jossi Wielers Mozart-Zyklus 2006/07. Auf DVD ist die quirlige Sopranistin, die ihren internationalen Durchbruch mit Händels Cleopatra beim Glyndebourne Festival feierte und seitdem als Inbegriff von “Oper ist sexy!” gilt, als Poppea in Claudio Monteverdis “L’incoronazione di Poppea” zu bestaunen und es ist nicht zu hoch gegriffen zu behaupten, hätte Monteverdi sie gekannt, hätte er die Rolle der Poppea der de Niese auf den Leib komponiert.

Jonas Kaufmann, bereits zweimal in dieser Vorschau vertreten, beendet sein “deutsches Jahr” mit der Veröffentlichung von Franz Schuberts populärem Liederzyklus “Die schöne Müllerin” – ein Programm, mit dem der Münchener in diesem Sommer sowohl bei den Münchener Opernfestspielen (26.7.) als auch bei den Salzburger Festspielen (30.8.) vertreten ist und auf das man nach Kaufmanns phänomenalem Liederabend 2008 mit Liedern von Schubert, Britten und Strauss im Prinzregententheater gespannt sein darf.

Ein Tenor-Neuzugang auf Decca stellt sich mit einem originärem Verdi-Recital vor: der Argentinier Marcelo Alvarez hat sich den eher schweren Partien des Verdi-Repertoires angenommen und veröffentlicht sein Album passend zu seinen drei Deutschland-Auftritten am 30.10. sowie am 2. und 5.11. als Riccardo in „Un ballo in maschera“ an der Deutschen Oper Berlin.

Last but – weiß Gott! – not least Cecilia Bartoli: die Römerin mit unstillbarem Drang nach bislang ungehobenen musikalischen Schätzen wird im Herbst ihr neues Albumprogramm vorstellen. Wie immer hält die Mezzosopranistin alle Details sorgsam unter Verschluss, um dann mit umso größerem Aplomp ihren nächsten Überraschungscoup zu landen. So viel sei allerdings verraten: nach Gluck und Salieri, nach verbotenen Werken aus dem Rom des beginnenden 18. Jahrhunderts und einer genialen Hommage an die größte Operndiva des 19. Jahrhunderts und Muse Bellinis, Donizettis und Rossinis, die gefeierte Kosmopolitin Maria Malibran, kommt uns die Bartoli anno 2009 wieder ganz barock und wie gewohnt (und von ihren Fans gewünscht): virtuos, eindringlich, unvergleichlich. Eben ganz als La Bartoli.

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