Dem Emerson String Quartet gelingt etwas sehr Ungewöhnliches: Es spielt Gesamtaufnahmen von Streichquartetten ein und erntet dafür auch noch Grammys.
Die vier Musiker begannen mit Belá Bartók, dann veröffentlichten sie sämtliche Streichquartette von Beethoven und setzen jetzt mit Dmitri Schostakowitsch die Reihe von Gesamteinspielungen fort: Erst spät befasste sich Schostakowitsch mit Streichquartetten – bis 1938, dem Entstehungsjahr des ersten, hatte er bereits fünf Symphonien komponiert. Doch was dann ab 1944 in kontinuierlicher Folge bis ein Jahr vor seinem Tod im Jahr 1975 entstand, steht singulär in der Musikgeschichte. Der amerikanische Komponist und Autor Paul Epstein beschreibt die 15 Streichquartette als “eine verzweifelte Forderung nach Engagement und Einfühlung, ein fast gewaltsames Drängen nach Verstanden-werden. Sie erzählen eine Geschichte, die in Dramatik und Vielschichtigkeit einem Stück von Shakespeare gleichkommt: Ein Komponist, der, gefangen und isoliert durch die Umstände, all seinen Genius und seine Kraft darauf verwenden muss, dem politischen, sozialen und psychischen Druck, der ihn zum Schweigen bringen will, zu widerstehen – und dabei Werke produziert von zeitloser Schönheit und Menschlichkeit.” Jetzt schweigen und Schostakowitsch zuhören.