Man kennt solche Bilder aus Verona: Familien reisen mit Kühltaschen und Klappstühlen an, man macht es sich bequem, plaudert und außerdem gibt es Oper, vorne unten auf der Bühne der Arena. Aber es geht auch anderswo. “Oper für alle” hieß das Motto und so hatte die Berliner Staatsoper am Samstag am Bebelplatz eine große Leinwand und Beschallungsanlage aufstellen lassen, um die letzte Vorstellung der ausverkauften “Manon” nach draußen zu übertragen.
Es wurde ein Riesenerfolg. Mehr als 20 000 Menschen nahmen das Angebot wahr und pilgerten zum Kunstgenuss auf den Bebelplatz, bereits nach wenigen Szenen herrschte Volksfeststimmung, man drängelte sich Unter den Linden derart eng aneinander, dass die Polizei den Straßenverkehrt kurzerhand umleitete, wie es sonst nur bei Staatsbesuchen passiert. Anna Netrebko wiederum bot eine faszinierende “Manon”, auch wenn ihr männlicher Gegenpart aus Krankheitsgründen nicht Rolando Villazón, sondern Fernando Portari hieß. Das Fazit ist also rundum ein positives. “Oper für alle” funktioniert, die Hohe Bühnenkunst muss nicht nur auf die Klientel der vermögenden Ticketbesitzer beschränkt bleiben. Mit anderen Worten: Klassik ist hip – q.e.d.!