Als Laie wundert man sich, was alles in öffentlichen und privaten Archiven lagert. Und als Spezialist freut man sich darüber, denn immer wieder finden sich Raritäten zwischen den Normalitäten, von denen bislang niemand etwas geahnt hat. In der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar zum Beispiel wurde vor wenigen Tagen ein bislang unbekannter zweiseitiger Autograph von Johann Sebastian Bach entdeckt, eine Strophen-Arie, die der Meister im Oktober 1713 zum Geburtstag von Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar auf der Basis eines zwölfstrophigen geistlichen Gedichts von Johann Anton Mylius komponiert hatte.
Und in der Bayerischen Staatsbibliothek stieß ein Musikwissenschaftler auf die vollständige Handschrift der Solokantate “Cruel Tiranno Amor” von Georg Friedrich Händel in einer bislang unbekannten Fassung für Sopranstimme und Cembalo. Da soll noch einer sagen, Musikwissenschaft sei trocken und theoretisch!